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Junge Sinfoniker überzeugen
mit nuancierter Spielfreude

Konzert im Angedenken an Dr. Reinhard Hector

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Die Muse braucht Freunde und Förderer, vornehmlich aber der talentierte Nachwuchs ist auf Unterstützung angewiesen. Die Jungen Sinfoniker bedankten sich jetzt mit einem Gedenkkonzert bei Dr. Reinhard Hector, einem großen Mäzen des regionalen Jugendsinfonieorchesters. Hector starb vor 20 Jahren, sein vorsorglich eingerichteter Fonds kommt dem musikalischen Nachwuchs aber noch heute zugute.

Die 63. Arbeitsphase führte zugleich zwei außerordentlich begabte Musiker zu ihren Orchesterwurzeln zurück. Arne Willimczik, einst Klavierschüler des langjährigen künstlerischen Leiters Wolfgang Drees, sammelte in den 80er Jahren erste Orchestererfahrungen bei den Jungen Sinfonikern. Jetzt kehrte der 36-Jährige zurück und nahm am Pult den Platz seines 2002 verstorbenen Mentors ein. Der wäre zu Recht stolz auf seinen ehemaligen Schüler gewesen, denn Willimczik verfügt neben dirigistischem Charisma offenbar über die glückliche Gabe, jungen Menschen musikalische Parameter so zu vermitteln, dass sie sich im beseelten Spiel in spannungsvoll fesselnde Musik verwandeln.
Da wurde nicht nur der Auftakt der »Coriolan«-Ouvertüre (Beethoven) schlag- und punktgenau getroffen und in aufrüttelndem Fortissimo ausgespielt. Auch der ruhelose Unterton der dramatischen Bühnenmusik vermochte das Gemüt des Hörers zu bewegen.
Als zweite Rückkehrerin im Verbund gab Lena Eckels -Êauch eine »Drees-Entdeckung« -Êihre Visitenkarte ab. Virtuoses Passagenwerk und erregter Bewegungsmodus sind die solistischen Finessen, die Béla Bartók der Viola im unvollendet gebliebenen Bratschenkonzert zudachte. Viel Raum also für die junge Solistin, virtuos zu glänzen und zugleich ihren Part mitfühlend auszugestalten.
Und das gelingt Lena Eckels technisch wie musikalisch auf überzeugendem, höchsten Niveau. Bereits im Eingangsthema betört ihr vibrationsreicher, satter Ton, den sie immer wieder zu modulieren weiß und der sie als Solistin von unverwechselbarem Charisma ausweist.
Zwischen kontrollierter Impulsivität aberwitziger Motivabsplitterungen und furioser Springtanz-Folklore überzeugte Lena Eckels im Mittelteil mit vollendet sanglich-lyrischem Ton und melancholischer Zärtlichkeit. Zurückhaltend, aber stets präsent, bot das Orchester einen subtilen Klanggrund und ließ, wenn nötig, schnelle Bläsereinwürfe in lupenreiner Intonationskunst hören.
Überhaupt die Bläser! Ob Holz oder Blech -Êsie hinterließen auch bei Dvoráks Fünfter einen hervorragenden Eindruck und bildeten eine gestaltgebende Säule des satten sinfonischen »Sounds«, der auch in den großen Orchestertutti noch durchsichtig, ausgewogen und spannungsvoll blieb.
Differenzierte Spielfreude schließlich auch bei den Streichern und beim Schlagapparat, so dass die Charakteristika des Viersätzers ihre Wirkung voll entfalten konnten. Den begeisterten Applaus des Publikums in der Oetkerhalle quittierten die Jungen Sinfoniker mit einem schmissigen Kehraus: Brahms, Ungarischer Tanz Nr. 5.

Artikel vom 18.01.2005