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Ricco Groß jubelt
wie ein Gewinner

Biathlon: Chinesin Liu im Pech

Ruhpolding (dpa). Ricco Groß reckte freudestrahlend die rechte Hand in den Himmel und fiel im Zielraum seiner Frau Katrin um den Hals. Den dritten Platz im Weltcup-Verfolgungsrennen von Ruhpolding über 12,5 km hinter Start-Ziel-Sieger Ole Einar Björndalen (Norwegen) und dessen Landsmann Lars Berger feierte der Weltmeister wie einen Sieg.
»Schließlich war's mein bestes Saisonresultat. Die Form wird immer besser. Auf den Podestplatz vor dem fantastischen Heimpublikum bin ich richtig stolz«, jubelte der 34-jährige Lokalmatador.
Die Oberhofer Sven Fischer als Vierter und Alexander Wolf auf Rang zehn komplettierten das mannschaftlich hervorragende Ergebnis. Das 10-km-Rennen der Frauen hatte zuvor Olga Pylewa (Russland) vor der Chinesin Xianying Liu, Linda Tjörhom (Norwegen) und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) gewonnen. Martina Glagow (Mittenwald) wurde Neunte.
»Ricco hat eine tolle Leistung gezeigt. Sven stand ihm mit fehlerfreiem Schießen nicht nach. Das war ein Rennen nach meinem Geschmack«, lobte Bundestrainer Frank Ullrich vor allem seine Routiniers. Den ungefährdeten 47. Weltcup-Tagessieg des norwegischen Überfliegers Björndalen, der bereits am Samstag den Sprint gewonnen hatte, konnten sie aber nicht verhindern. »Dazu waren einfach die Zeitrückstände aus Sprint zu groß«, meinte Ullrich. Groß zollte dem Sieger Respekt: »Er ist derzeit nicht zu schlagen.«
Pechvogel des Schlusstages war die Chinesin Xianying Liu. Ein Sturz nach der letzten Abfahrt kurz vor dem Ziel kostete sie den ersten Weltcupsieg ihrer Laufbahn. Davon profitierte Weltcup-Spitzenreiterin Olga Pylewa. Die Russin überlief noch die verdutzte 27-jährige Soldatin aus dem Reich der Mitte und landete im Verfolgungsrennen über 10 km ihren zweiten Erfolg hintereinander.
»Ich war so nervös«, stammelte die Chinesin im Ziel. »Aber ich fühle mich nur etwas als Verlierer, denn der zweite Platz war ja das beste Ergebnis meiner Laufbahn. Darüber bin ich glücklich«, sagte die Skijägerin. Olga Pylewa entschuldigte sich für das angenommene Geschenk. »Sie tur mir so leid. Doch ich konnte ja nicht stehen bleiben.« Die als Elfte gestartete Chinesin Liu musste zudem weg stecken, dass sie vor dem letzten Stehend-Anschlag die falsche Schießbahn gewählt hatte. Sie war bereits auf der 22. Bahn in Anschlag gegangen, ehe sie von den Kampfrichtern auf Bahn drei nach vorn geschickt wurde. Unbeeindruckt davon traf sie alle Ziele und stürmte vor Pylewa und Tjörhom in die Schlussrunde.
Auf den zwei Kilometern verbesserte sich Kati Wilhelm noch um drei Plätze. »Klar wollte ich aufs Treppchen, doch mit dem vierten Platz bin ich nicht unzufrieden«, erklärte die Thüringerin.

Artikel vom 17.01.2005