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Sperber gilt als Schrecken
aller singenden Kleinvögel

Hobby-Ornithologe über die Vogelwelt im Jahreslauf

Brackwede (ho). Im wahrsten Wortsinn »so richtig was zu hören« bekamen die Besucher des ersten Brackweder »Erzählcafés« im neuen Jahr. Zu Gast war Bernhard-Georg Heine, Lehrer im Ruhestand und Hobby-Ornithologe.
Und der hatte nicht nur viel zu erzählen über »das Vogelleben im Jahreslauf«, er hatte die Stimmen seiner »Protagonisten« auch gleich auf CD mitgebracht, als ausgestopfte Exemplare und als große Schaubilder. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden ist Bernhard-Georg Heine durch seine Mitautorenschaft des Buches »Die Vögel in Bielefeld«.
Geboren wurde Heine 1940 in Dessau (Sachsen-Anhalt), groß geworden ist er in Schweinsberg im Kreis Marburg und dort verlebte der Sohn eines Pfarrers »eine wunderschöne Kindheit«, in der die Wurzeln für sein späteres Hobby gelegt wurden. »Wir hatten einen riesengroßen Garten am Burgberg, von dort konnte man das nahe Rathaus sehen. Und auf dessen Dach gab es ein riesiges Nest«. Alljährlich brütete dort ein Storchenpaar, weckte die Neugier des jungen Heine.
»Der Storchenmann kam immer zuerst zurück aus dem Süden, besserte das Nest aus. Der hat sogar Wäschestücke von der Bleiche geklaut und mit in das Nest eingebaut«. Nach der fünfwöchigen Brutzeit konnte Bernhard-Georg Heine die Kinderstube der Storchenfamilie beobachten, hörte mit Begeisterung das Geklapper von »Storchens«. »Das war mein erstes Schlüsselerlebnis, im Vorschulalter haben wir Kinder Storch gespielt, uns auf einem Tisch selbst ein Nest gebaut«.
Und als der künftige Hobby-Ornithologe im Garten des elterlichen Hauses in einem Nistkasten aus allernächster Nähe einen Gartenrotschwanz beobachten konnte, »war mein Interesse für die Vogelwelt endgültig da«. »Ich habe gelernt, dass, wenn man sich richtig verhält, Augen und Ohren öffnet, viel von der Natur sehen und hören kann. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl«. Glück hatte der pensionierte Lehrer auch während seiner »Schulzeit« in Leverkusen, Bewerungen, an der Grundheider Schule in der Windflöte und an der Buschkampschule in Senne. »Meine Schulen lagen immer am Rande, ich war mit meinen Schülern sofort in der Natur«, sagt der naturverbundene Vogelexperte, Mitglied im Naturschutzbund (Nabu), Exkursionsleiter auf dem Sennefriedhof, den Rieselfeldern Windel und im Teutoburger Wald und gern gesehener Referent.
»Die Natur ist ein Grund zur Freude, ein Quell, aus dem man immer schöpfen kann«. Für Bernhard-Georg Heine keine Frage, dass auch das Vogelleben im Jahreslauf viele Facetten hat. Erfrischend, wenn am Neujahrstag bei gutem Wetter die ersten Frühlingsrufe seiner gefiederten Freunde erschallen. Die Kohlmeise und deren kleinerer Verwandter, die Blaumeise, seien die ersten, deren Gesang zu hören sei. Bald schon folge der Zaunkönig und ab Februar/März dann der Erlenzeisig. Von Winterende bis Mitte April ließen dann Grünfink und Kernbeißer ihre Stimmen ertönen, ebenso die Hecken-Brunelle und der Haus-Sperling. Ein weiterer Frühlingsbote der Star, »der klappert und schmatzt, macht sogar Geräusche nach«. Am bekanntesten sei wohl die auch in der Innenstadt verbreitete Amsel oder Schwarzdrossel und bis in die tiefe Dämmerung, »wenn alle anderen still sind«, singe das Rotkehlchen.
Und die Königin aller Vogelsänger, die Nachtigall, lasse ihren Gesang bis nach Mitternacht ertönen. »Ein tolles Erlebnis«, sagte Heine, bedauerte zugleich, dass die Nachtigall nur noch im Bielefelder Osten (Heepen, Altenhagen, Milse) vorkomme. Und nachdem sich auch der Buchfink zu Wort gemeldet habe, werde es allmählich still in der Vogelwelt. »Nach Ende der Brutzeit hört man nichts mehr, der Gesang der Männchen soll ja Rivalen vom Revier fernhalten«.
Die Besucher im Erzählcafé erfuhren viel Wissenswertes über die Vogelstimmen, über die Rhythmen und den natürlichen Feind der Kleinvögel, den Sperber. »Wenn dessen Flugbild am Himmel auftaucht, bringen sich alle Singvögel in Sicherheit«. Die abschreckende Wirkung sei auch der Grund dafür, dass die Silhouette des Greifvogels auf großen Glasflächen aufgebracht werde. »Das hält die Kleinvögel davon ab, gegen die Scheiben zu fliegen«.

Artikel vom 07.01.2005