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Menschen in
unserer Stadt
Dr. Taner Bayyurt
Arzt, Maler, Sänger

»Im Kopf bin ich Arzt, im Herzen Maler und Musiker«, sagt Dr. Taner Bayyurt, der den akademischen Titel gar nicht gern hört, wenn es um seine Hobbys geht. »Schließlich bin ich kein Doktor der Musik oder der Malerei.« Dabei hat der 1943 in Trabzan in der Türkei geborene Unfallchirurg in allen Betätigungsfeldern Erfolge vorzuweisen, vielen Bielefeldern ist er als Durchgangsarzt mit eigener Praxis bekannt, er ist als Obergutachter beim Sozialgericht Detmold tätig und hat als muslimischer Sänger jüngst bei Weihnachtskonzerten in der Süsterkirche und Altstädter Nikolaikirche mitgewirkt.
Nach seiner Schulzeit absolvierte Taner Bayyurt ein Medizinstudium in Istanbul, vervollständigte seine Ausbildung als Facharzt für Chirurgie in Deutschland und arbeitete schließlich als Oberarzt am Klinikum Rosenhöhe. Dort lernte er seine Frau Bärbel kennen. »Sie wissen ja, wie das so ist mit Ärzten und Krankenschwestern«, lacht er verschmitzt und ist stolz auf seine mehr als 25-jährige glückliche Ehe, aus der zwei Söhne hervorgingen.
Weil die Eltern früh starben, wuchs Taner Bayyurt in einem Waisenhaus-Internat auf. Zwar galt seine Leidenschaft den schönen Künsten - seit seinem zehnten Lebensjahr malte und porträtierte er, nahm drei Jahre lang klassischen Gesangsunterricht in seiner Heimat -, aber für das Medizinstudium und den Unterhalt »musste ich einfach Geld verdienen«. Und so ging er tagsüber zur Uni und machte abends Musik und spielte Theater.
Das entsprach seiner Profession. »Ich wollte immer Sänger und Bühnenbildner werden«, erinnert er sich gern an seine Ausflüge in die Theaterwelt von Brecht oder an die Oper. Auch als Taner Bayyurt nach Bielefeld kam, faszinierte ihn die Musik. Er sang mehr als fünf Jahre im Oratorienchor. »Von Bach, Brahms und Händel bis Schönberg - ich habe alles gesungen«, sagt der Mann, der auch begeisterter Maler und Zeichner ist.
Porträts von Kindern und alten Menschen zaubert er mit Bleistift aufs Papier, verleiht den Gesichtern Ausdruck und Stimmungen. Fotos dienen als Grundlage, »aber ich male Emotionen, Gesichter, die wirklich was zu erzählen haben und den Betrachter magnetisieren«. Ulrich Hohenhoff

Artikel vom 06.01.2005