04.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ein Terrorakt der Natur«

Ulrich Klose berichtet aus dem thailändischen Phuket

Von Katrin Niehaus
Phuket/Khao Lak (WB). Er hat aus vielen Krisenregionen dieser Welt berichtet, aber mit so viel Elend und Tod ist auch er noch nie in Berührung gekommen. RTL-Reporter Ulrich Klose ist seit einer Woche im südasiatischen Flutkatastrophen-Gebiet im Einsatz.

»Etwas so Bedrückendes habe ich noch nie gesehen. Es sprengt das Vorstellungsvermögen«, sagt der gebürtige Borgholzhausener (Kreis Gütersloh), der beim WESTFALEN-BLATT sein journalistisches Handwerk gelernt hat. Gemeinsam mit einem Kamerateam arbeitet der 48-Jährige seit Mittwoch vergangener Woche auf der Insel Phuket im Süden Thailands -ĂŠeinem Feriengebiet, in dem auch viele Deutsche ums Leben gekommen sind.
Ulrich Klose hat Hunderte von Toten gesehen, verzweifelte Menschen, zerstörte Häuser und viele andere schreckliche Bilder. »Es ist ein Terrorakt der Natur. Ob jemals geklärt werden kann, wie viele Opfer es tatsächlich gegeben hat und wie viele davon aus Deutschland kommen - ich kann es mir nicht vorstellen«, sagt der erfahrene Journalist. Alle Leichen zu bergen und zu identifizieren, das sei unmöglich. Ein Pathologe habe ihm gesagt, dass es inzwischen bereits sehr schwierig sei, Asiaten von Europäern zu unterscheiden.
Ulrich Klose und seine Kollegen berichten mehrmals täglich live über die Orte des Schreckens. Mit einer mobilen Satelliten-Übertragungseinheit und einem Kleinbus macht sich das RTL-Team unter anderem immer wieder auf den Weg in das zweieinhalb Autostunden entfernte Khao Lak, in den Ort, wo die Flut besonders gewütet hat. »Dort gibt es nur noch Trümmer. Wir waren in einem Tempel, einer Sammelstelle für die Toten, wo mehr als 500 Leichen lagen. Das sind unfassbare Bilder«, berichtet Ulrich Klose.
Der Reporter ist bereits auf dem Frankfurter Flughafen verzweifelten Angehörigen begegnet. Viele von ihnen haben sich inzwischen auf den Weg in die Krisengebiete gemacht, um nach ihren Verwandten oder Freunden zu suchen. »Obwohl es wenig Aussicht auf Erfolg gibt, bleiben sie im Land und bilden Notgemeinschaften mit anderen Angehörigen. Ich kann davon nur abraten, in das Krisengebiet zu fliegen. Die schockierenden Anblicke werden diese Menschen ihr Leben lang nicht vergessen können.«
Eines ist Ulrich Klose besonders wichtig: »Auch wenn die Scheinwerfer der Medien in Südasien ausgehen, darf die Spendenbereitschaft nicht nachlassen. Es handelt sich um die größte Naturkatastrophe seit Menschengedenken. Deshalb ist es unsere Pflicht, die Betroffenen auch in den kommenden Jahren zu unterstützen.«

Artikel vom 04.01.2005