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Das Chaos
lockt auch Kriminelle an

Zwölfjähriger entführt

Stockholm/Colombo (Reuters). Die schwere Flutkatastrophe hat nicht nur zu weltweiter Hilfsbereitschaft geführt, sondern auch Kriminelle aller Art auf den Plan gerufen. Es wird von Vergewaltigungen und Entführungen berichtet.
In Sri Lanka alarmierte eine Frauenrechtsgruppe gestern die Behörden, weil überlebende Frauen der Flutkatastrophe in den Auffanglagern Opfer von Vergewaltigern wurden.
»Wir haben Berichte über einzelne Vergewaltigungen, Vergewaltigungen durch Gruppen, Belästigungen und andere Gewaltanwendungen gegen Frauen und Mädchen bei unkontrollierten Rettungsoperationen und in Notunterkünften«, erklärte die Organisation Women and Media Collective. Die Organisation Save the Children warnte davor, dass Kinder, die bei den Unglück zu Waisen geworden sind, noch Opfer sexueller Gewalt und Ausbeutung werden könnten.
Schweden entsandte sieben Polizeibeamte nach Thailand. Sie sollen Berichten nachgehen, wonach ein zwölfjähriger schwedischer Junge entführt wurde. Sein 78 Jahre alter Großvater hatte bei privaten Nachforschungen auf eigene Faust Zeugenaussagen von Ärzten eingesammelt.
Sie erklärten mit Nachdruck, der zunächst von den Angehörigen für tot gehaltene Junge sei in Begleitung eines europäisch aussehenden Mannes zwei Tage in dem Hospital gewesen und dann mit diesem zusammen plötzlich verschwunden. Die Mutter des Jungen sowie deren Partner gehören zu den fast 3000 schwedischen Vermissten. Seine beiden Geschwister konnten sich retten und zum Vater nach Schweden gebracht werden. Kinderschutzorganisationen hatten nach der Flutkatastrophe vor der Möglichkeit von Entführungen im allgemeinen Chaos gewarnt.
Schweden, das mehr als 2500 Urlauber in den Flutgebieten vermisst, hat die Veröffentlichung von Namen der Vermissten eingestellt, weil Häuser bereits zum Ziel von Dieben wurden.

Artikel vom 04.01.2005