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Bettina Sprie wünscht sich für eines ihrer »Sorgenkinder«, den etwa 15 Jahre alten, verschmusten »Lino«, ein gutes Zuhause.

Der »rote Heini« sucht
dringend ein Zuhause

Tierheim-»Senioren« werden leicht übersehen

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Sennestadt (oh). Das Tierheim des Tierschutzvereins Bielefeld an der Kampstraße - ein »Seniorenheim«? So weit ist es glücklicherweise noch nicht gekommen. »Aber in den vergangenen Wochen sind bei uns außergewöhnlich viele alte Tiere abgegeben worden «, sagt Tierheim-Leiterin Barbara Snelting.

»Gerade diese Katzen und Hunde leiden im Tierheim aber ganz besonders«, ergänzt Bettina Sprie vom Katzenhaus. Dort warten, neben vielen jungen Stubentigern zurzeit auch sechs Kater und Katzen, die 15 Jahre oder älter sind. Und im Hundetrakt gibt es ebenfalls reichlich Senioren.
»Leider sind ihre Chancen auf Vermittlung eher schlecht«, sagt die Tierheim-Leiterin. Viele Leute glauben, dass sich ältere Tiere nicht mehr an neue Bezugspersonen anschließen. »Tatsächlich sind sie in ihren Ansprüchen aber bescheidener und anpassungsfähiger als ein junger Hund oder ein temperamentvolles Katzenkind.«
Warum sich viele Senioren dennoch einen Welpen »antun«, obwohl sie dem jungen Tier nur schwer gerecht werden können, versteht sie nicht. Deshalb appellieren die Tierheim-Mitarbeiter an diejenigen, die nach einem neuen Hausgenossen Ausschau halten, sich die »Senioren« des Tierheims besonders anzusehen.
Zwar wirkten die älteren Vierbeiner, weil sie unter Tierheim-Bedingungen sehr leiden, oft verängstigt. Snelting: »Unsere Ehrenamtlichen geben sich aber viel Mühe, um solche Tiere wieder aufzubauen.«
In ihrem neuen Zuhause passen sich dann die Vierbeiner ihren neuen Besitzern meist so gut an, dass diese nach kurzer Zeit feststellen: »Es ist, als ob unser Tier schon immer bei uns gewesen ist.«
Stellvertretend für den auf viel zu viele Pfoten angewachsenen »Seniorenbereich« stellen Barbara Snelting und Bettina Sprie hier jeweils zwei alte Katzen und Hunde vor, die dringend ein neues Zuhause suchen.
Mit seinen etwa zehn Jahren ist der rote Kater »Heini« noch einer der Jüngeren. Er wurde von seiner früheren Besitzerin einfach in einem Garten unversorgt zurückgelassen, als diese umzog. Völlig verfilzt und an einer schweren Leberentzündung leidend, schloss sich »Heini« dann nach einigen Wochen und schreiend vor Hunger einer Frau an, die mit ihrem Hund täglich an dem Garten vorbei kam. Inzwischen ist »Heini« wieder soweit »auf dem Damm«, dass er vermittelt werden kann.
Der etwa 15 Jahre alte Grautiger »Lino«, ein reiner Wohnungskater, sieht zwar nicht mehr gut, ist aber sehr verschmust und verträglich. Ursprünglich als Pensionstier im Tierheim abgegeben, wurde er nicht wieder abgeholt und sucht nun für einen schönen Lebensabend ein Zuhause.
Der zehnjährige Schäferhund »Tommy« ist einer von drei Hunden, die Heiligabend im Tierheim abgegeben wurden. Eine Tierfreundin hatte ihn aus Mitleid in Gotha aus einem Zwinger heraus gekauft. Weil aber das sonst sehr liebe Tier Auto fahren nicht kannte, drehte es auf der Fahrt in sein neues Zuhause durch und zerfetzte die Sitze. Die Frau wusste sich keinen anderen Rat, unterbrach ihre Reise in Bielefeld, um »Tommy« im Tierheim abzugeben.
Ein besonders trauriger Fall ist der achtjährige Berner Sennenhund-Mischling »Whisky«. Wird er in einen Zwinger gesperrt, rennt er ununterbrochen in die Runde und sich dabei die Pfoten wund. Zwar fand der freundliche Kerl schnell ein neues Zuhause, wurde aber nach zwei Wochen wieder zurückgegeben. Der Grund: Nicht an Kinder gewöhnt, hatte »Whisky« den Nachwuchs der Nachbarn stets mit lautem Gebell durch den Gartenzaun hindurch verschreckt.
Weitere Auskünfte im Tierheim Senne, Kampstraße 132, Telefon 05205/98430 oder im Internet unter www.tierheim-bielefeld.de

Artikel vom 29.12.2004