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Freunde bangen um Taxifahrer

Vermisste aus Lübbecke und Kalletal haben Katastrophe überstanden

Bielefeld (WB). Auch gestern glühten die Telefondrähte zwischen Ostwestfalen-Lippe und Südasien. Angehörige von Vermissten hofften auf ein Lebenszeichen und versuchten ihrerseits, die Hotels in den vom Seebeben heimgesuchten Landstrichen zu erreichen. Über den neuesten Stand berichten unsere Lokalredaktionen.

Wo ist der Taxifahrer Paul R. aus Paderborn-Schloss Neuhaus? Diese Frage treibt Angehörige und Freunde um. Wenige Tage vor Weihnachten startete der 54-Jährige, um auf der thailändischen Insel Phuket die Festtage in der Sonne zu verbringen. »Er hat sich den Urlaub echt zusammengespart«, erzählte gestern eine Bekannte, die verzweifelt auf ein Lebenszeichen wartet. Eine SMS kam nicht an, nur die Mailbox ist zu hören: »Der Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar«. Auch seine Brüder haben bislang nichts von Paul R. gehört. »Vielleicht hat er sich ja ins Hinterland durchgeschlagen, und sein Handy funktioniert nicht mehr«, hoffen sie.
Auch der letzte Bürgermeister von Halle-Hörste, Georg Hesekamp, wird vermisst. Sri Lanka, wo der 68-Jährige den Winter in einem eigenen Haus verbringt, und Bali gehörten zu den Reisezielen des Rentners. Seine Nachbarin daheim, Margret Felsmann, hofft darauf, dass sich der CDU-Politiker bei ihr meldet. Wohlauf sollen dagegen Kurt und Elzbiela Mekelburger aus Halle sein. Das Ehepaar wurde gestern Abend aus Sri Lanka zurück erwartet.
Die Familie Kamsties aus Kalletal-Erder, die nach Sri Lanka geflogen war, hat die Überschwemmungskatastrophe ebenfalls gesund überstanden. Sie wartet nun darauf, das Land möglichst schnell verlassen zu können. »Sie haben sich seitdem mehrfach bei mir gemeldet«, berichtete Hendrik Schuft, Inhaber der Firma, in der der 55-jährige Familienvater beschäftigt ist. Wolfgang Kamsties hatte für Ende November im TUI-ReiseCenter Vlotho Flüge nach Sri Lanka, in die Heimat seiner Ehefrau Priyanghika, gebucht. Gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Lana war das Paar nach Colombo geflogen, um die in dem Land lebenden Angehörigen der Frau zu besuchen. Am Telefon habe Wolfgang Kamsties unvorstellbare Szenen geschildert: »Überall Tote, die mit Lastwagen rausgefahren werden. Mit den selben Fahrzeugen werden anschließend Lebensmittel in die Stadt gebracht.«
Dem älteren Ehepaar aus Lübbecke, das sich in Phuket in Thailand aufhält, geht es gut. Das bestätigte gestern Elke Bastert vom Reisebüro Lübbecke. Es sei ihr gelungen, Kontakt zu der in Süddeutschland lebenden Tochter aufzunehmen. Die wiederum habe mit ihren Eltern telefoniert. Das Hotel, in dem sich das Ehepaar aus Lübbecke aufhält, sei von dem Unglück verschont geblieben. Es liege auf einer Anhöhe und sei von der Flutwelle nicht erfasst worden. Ansonsten seien die Zustände vor Ort chaotisch. Dennoch wollen die Lübbecker in Thailand bleiben.
Nur knapp der Flut ist die Mutter von Periparani Empeerious aus Spenge entronnen. Die 67-jährige Elisabeth, die in Dänemark wohnt und zu ihrer Tochter ziehen will, verbrachte die Weihnachtsfeiertage in Batticallo an Sri Lankas Ostküste.

Artikel vom 29.12.2004