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Kein Kontakt
zu Tennisfreund
in Thailand

Freunde in Sorge - Hilfsaktion

Von Gerhard Hülsegge
und Jürgen Rahe
Bielefeld (WB). Die Freunde des Bielefelders Hans Reinecke sind in großer Sorge. Der 65-Jährige macht Urlaub im thailändischen Katastrophengebiet. Bislang gibt es keine Nachricht von ihm. Erleichterung hingegen in Jöllenbeck. Friedhelm Schnittger (58), der auf Phuket Island lebt, ist wohlauf. Eine Hilfsaktion für die Opfer des Seebebens haben Günter und Somjai Gröschel gestartet, die das Lokal »Lana Thai« betreiben.

»Ich mache mir um Hans große Sorgen. Schließlich kennen wir uns seit mehr als drei Jahrzehnten«, sagte gestern Rudolf Kochsiek, in dessen Reisebüro Reinecke im Herbst den Flug nach Phuket gebucht hatte. Ob er noch lebt - niemand weiß es. Reinecke unternimmt in jedem Jahr von Mitte November bis Mitte Februar diese Fernostreise. Längst ist das schon nichts Ungewöhnliches mehr. Doch nach dem schrecklichen Seebeben sind seine Freunde und Tennispartner vom TC Brackwede in heller Aufregung. Es gibt keinen Kontakt. Die Freunde wissen nicht, wo er sich aufhält.
Das Problem sei, dass Hans Reinecke zwar bei ihm den LTU-Flug gebucht habe, aber nicht die Unterkunft, sagt Reisebüroleiter Kochsiek: »Das Hotel hat sich Hans vor Ort mit seiner mitgereisten Lebensgefährtin ausgesucht. Falls das Haus direkt am Strand liegt, muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Schließlich sind gerade diese Hotels von der großen Flutwelle heimgesucht worden.«
Auch Gerhard Lippert (66) ist sehr besorgt: »Hans und ich spielen seit langem in unserer Freizeit Tennis beim TC Brackwede.« Ein Handy habe er zwar, aber nicht eingeschaltet: »Mein Freund hat sich im November kurz und knapp verabschiedet. Mit dem Hinweis, am 15. Februar wieder zurück in Bielefeld zu sein.«
Erleichterung in Jöllenbeck: Friedhelm Schnittger, nach der Flut- und Erdbebenkatastrophe in Thailand zunächst vermisst (das WESTFALEN-BLATT berichtete), hat sich gestern Morgen bei seiner Schwester Christel Ludwig (56) gemeldet. »Mir geht es gut«, teilte er mit. Rawai Beach an der Ostküste und sein Haus seien von der Flutwelle im Westen so gut wie verschont geblieben. Nur ein paar Blumenkübel vor dem Lokal »Nikita« seien umgestürzt. Vorzeitig nach Deutschland zurückkommen will er nicht.
Eine Hilfsaktion für die Opfer des Seebebens haben Günter und Somjai Gröschel in Bielefeld gestartet. »Wir sammeln Spenden«, erklärte der 45-jährige Wirt des Spezialitäten-Restaurants »Lana Thai« an der Heeper Straße. Die Gelder sollen den Opfern der Flutwelle entweder noch in den ersten Januar-Wochen über deutsche Hilfsorganisationen oder als Direkthilfe über das thailändische Königshaus zugute kommen.
Denn Günter Gröschel und seine Ehefrau Somjai (40), gebürtige Thailänderin, sowie deren Kinder Lisa (2) und Lukas (4) vermissen nicht nur ein befreundetes österreichisch-thailändisches Ehepaar mit ihren drei Kindern aus Phuket, die nach Auskunft eines Freundes in Bangkok verschollen sind. Auch die Nachricht vom Tod des 21-jährigen Bumi Jensen, eines Enkels von König Bhumipol, hat sie tief getroffen. Mitglieder des thailändischen Königshauses hatten im vergangenen Jahr bei ihrem Deutschland-Besuch im »Lana Thai« Station gemacht.
»Wir sind tief betroffen«, sagte Günter Gröschel gestern zum WESTFALEN-BLATT. Deshalb hat er auch die Karaoke-Einlage zur Silvester-Party im »Lana Thai« gestrichen. Zwei seiner thailändischen Angestellten aus Service und Küche, Sakchia Kamsamlee und Praneet Faengha, werden am 3. Januar in die Heimat fliegen, um im »Land der Freien« nach Freunden, die sich nicht gemeldet haben, zu suchen. Der Chef zeigt Verständnis und weiß: »Der Deutsche denkt in der Not zuerst an seine Sippe. Für die Thais ist dagegen das ganze Volk eine große Familie.«
Wenig Auswirkungen hat die Seebeben-Katastrophe in Südasien bislang auf das heimische Touristik-Gewerbe. »Bei uns hat noch niemand seine Reise storniert«, erklärte Karlheinz Schmitt vom Bielefelder Reisebüro WESTFALEN-URLAUBSREISEN. Ohnehin sei die Karibik über Weihnachten und Silvester als Urlaubsziel mehr gefragt. Dort sei »das Wetter gut und beständig«. Urlauber, die sich zurzeit in Thailand, Sri Lanka, Indonesien oder auf den Malediven befinden, werden von den jeweiligen Reiseveranstaltern kontaktiert. Weitere Berichte Sonderseiten »Themen der Zeit«.

Artikel vom 29.12.2004