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Hubble wartet auf Service-Team

Betagtes Weltraumteleskop liefert weiterhin sensationelle Bilder

Von Wolfgang Schäffer
Washington (WB). Fast blind, ohne Orientierung und mit zitternden »Gliedern«. Das Weltraumteleskop Hubble hatte 1990 »schwer krank« seine Arbeit aufgenommen. Obwohl der Späher im All inzwischen längst gesundet ist, wird nun erneut über seine Zukunft diskutiert.

Die Raumfähre »Discovery« hatte das Observatorium am 24. April 1990 ins All transportiert. Seither rast das elf Tonnen schwere und mehr als 13 Meter lange Fernrohr in einer Höhe von knapp 600 Kilometern in jeweils 100 Minuten um die Erde - und erfüllt nach einer umfangreichen Reparatur Ende 1993 die größten Hoffnungen der Himmelsforscher.
Astronauten der Raumfähre Endeavour hatten Hubble bei einem spektakulären Einsatz in der Schwerelosigkeit »die Augen geöffnet«.
Seither liefert das Teleskop nicht nur gestochen scharfe, sondern auch derart atemberaubende Bilder, dass die wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet revolutioniert wurde.
Hubble schaffte es, der Finsternis in den davor leer erscheinenden Regionen des unendlichen Raums eine Vielzahl von Galaxien zu entlocken. Deren Geburtsstunden datierten Wissenschaftler in eine Zeit, da das Universum in etwa ein Zehntel des heutigen Alters hatte.
Um die mustergültige und in dieser Form kaum zu erwartenden Arbeit der vergangenen Jahre fortzusetzen, muss Hubble aber ganz dringend gewartet werden. Eine entsprechende Mission - wie 1993, 1997, 1999 und 2001 - bereits erfolgt - steht eigentlich schon seit einiger Zeit an. Doch nach der Katastrophe bei der Rückkehr der »Columbia«-Raumfähre am 1. Februar 2003 mit sieben Toten ist der bemannte Raumflug der USA eingestellt. Hubble wartet also bislang vergeblich auf fähige Handwerker, die die technischen Verschleißerscheinungen beheben.
Wenn, wie vorgesehen, die Shuttle-Flüge der NASA im kommenden Jahr wieder aufgenommen werden, könnte der in die Jahre gekommene »Späher im All« als eines der ersten Ziele angesteuert werden.
Mit einem solchen Service-Einsatz hätte das Weltraumteleskop die Chance, die Zeit bis 2011 zu überbrücken. Dann nämlich dürfen sich Wissenschaftler auf jugendlichen Ersatz der »alten Dame« freuen.
Die amerikanischen, europäischen und kanadischen Raumfahrtagenturen NASA, ESA und CSA wollen dann ihr gemeinsam entwickeltes »James Webb Space Teleskop« als Ablösung des erfolgreichen Observatoriums in die Weiten des Weltraums befördern.

Artikel vom 24.12.2004