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»Ein Knaller muss her«

Radprofi Jörg Ludewig will 2005 das Siegen lernen

Von Sören Voss
Steinhagen (WB). Magere Putenbrust statt fettiger Weihnachtsgans, Feldsalat statt Speckknödel. Eine schlampige Vorbereitung mit Übergewicht kann sich Radprofi Jörg Ludewig nicht leisten. Denn 2005 hat der Steinhagener Großes vor.

»Langsam muss ich einen Knaller landen«, stellt der 29-Jährige mit Blick auf sein fortgeschrittenes Sportleralter fest und gibt gleichzeitig die Zielsetzung für die neue Saison aus: »Ich will bei einem großen Rennen gewinnen.«
Nach zwei Tour-Teilnahmen und respektablen Ergebnissen bei Ein-Tages-Klassikern scheinen die Grundsteine für den großen Durchbruch mit dem Wechsel zum neuen »Domina-Vacanze-Team« gelegt. »Beim fünftägigen Teamtreffen ging es familiärer zu als in fünf Jahren bei Saeco«, zeigte sich der einzige Deutsche im italienischen Team von der Atmosphäre begeistert. Aber er weiß, dass er in der (nach Weltcup-Punkten schwächsten) Profi-Mannschaft deutlich mehr Verantwortung tragen muss: »Man hat mich nicht als Pausenfüller geholt.«
In Celestino, Honchar und Quaranta hat das Team nur drei prominente Fahrer in seinen Reihen, so dass auch der Steinhagener zukünftig öfters als Kapitän an den Start gehen wird.
Eine ungewohnte Position, wie Jörg Ludewig zugibt: »Das ist so, als wäre man beim Fußball jahrelang Verteidiger und müsste dann plötzlich die Tore machen.«
Doch Ludewig ist für die neue Aufgabe gut gerüstet. Der Material-Umstieg (von Campagnolo auf Shimano) dürfte nach einigen Wochen keine Probleme bereiten, an seinem Rennkalender durfte der 29-Jährige erstmals selbst mitbasteln: »Der Höhepunkt ist die Tour de France, auf die ich mich perfekt vorbereiten kann. Beim vorigen Mal bin ich da als halbe Leiche angekommen. Mal sehen, was in Topform im Juli drin ist.«
Doch schon im Frühjahr wollen die »Vacanzes« punkten. »Wir sind ein neues Team und da zählt der erste Eindruck«, bläute ein Motivationstrainer den Radlern ein, mit dem das Team jetzt eng zusammenarbeitet.
Auch die Ludewig-Fans müssen sich umstellen: Galt es vor dem Fernseher oder am Hang von L'Alpe d'Huez zuletzt den roten »Saeco-Blitz« zu erspähen, radelt »ihr« Jörg beim Reiseveranstalter »Domina-Vacanze« nun mit Palmen und Sonnenuntergang auf ihrem orangenen Jersey das ganze Jahr in Urlaubsstimmung.
Seinen Urlaub hat Jörg Ludewig dagegen schon fast komplett hinter sich. Nach dem Weihnachtsfest im Kreise der Familie (»ganz traditionell mit Kirche«), geht es schon am 7. Januar ins Trainingslager nach Italien.
Außerdem hat der Steinhagener ein Appartement in der Nähe des Teamsitzes in Bergamo gestellt bekommen, um dem tristen ostwestfälischen Schmuddelwetter entweichen zu können. »Selbst im Winter 17 Grad und blauer Himmel«, kann Jörg Ludewig seine Vorfreude nicht verbergen: »Ich habe ein gutes Gefühl. Das wird bestimmt eine Super-Saison!«

Artikel vom 24.12.2004