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OWL glänzt
an der Börse

AVA und Wincor Nixdorf weit vorn

Von Bernhard Hertlein
Frankfurt/Bielefeld (WB). Noch ist das Jahr 2004 nicht ganz zu Ende. Aber schon jetzt ist absehbar: Für die meisten an der Börse notierten Aktiengesellschaften aus Ostwestfalen-Lippe war es ein gutes Jahr -ĂŠjedenfalls, was den Kurs der Wertpapiere betrifft.

Absoluter Renner unter den OWL-Aktien ist der Bielefelder Handelskonzern Allgemeine Verbraucher AG (AVA). Seit Ende September geht es mit dem Papier fast nur steil aufwärts. Notierte es zu Jahresbeginn knapp über 27 Euro, so peilt der Betreiber der »Marktkauf«-Warenhäuser jetzt die 50-Euro-Marke an. Grund ist aber wohl weniger die verbesserte Geschäftsentwicklung. Vielmehr scheint es so, als ob der Mehrheitsgesellschafter, die Hamburger Edeka-Gruppe die AVA endgültig übernehmen wolle. Auf jeden Fall ist die AVA angesichts eines Edeka-Anteils von mehr als 83 Prozent bereits ein knappes Gut.
Einen ähnlich steilen Anstieg wie die AVA nimmt die erst seit einem halben Jahr an der Börse befindliche Aktie der Paderborner Wincor Nixdorf AG. Von knapp 42 kletterte der Kurs auf bis heute mehr als 48 Euro. Inzwischen mögen sich die Investoren vielleicht überlegen, ob es nicht klüger gewesen wäre, mit dem Börsengang noch etwas zu warten.
Solange die Balda-Aktie im Neuen Markt notierte, litt sie unter dessen immer schlechter werdenden »Performance«. In diesem Jahr aber spiegeln sich die guten Geschäftszahlen des Handy-Ausrüsters auch im Aktienkurs. Von 6,30 kletterte er auf inzwischen 8,40 Euro.
Von den kleineren Werten taten sich 2004 vor allem Centrotech (Marsberg) und Paragon (Delbrück) hervor. Centrotech hat seinen Kurs von 9,20 auf jetzt über 20 Euro mehr als verdoppelt. Paragon kletterte von 9,55 auf 14,65 Euro. Unter den Gewinnern befindet sich in diesem Jahr überraschend sogar ein Bauzulieferer; der Aktienkurs der Westag & Getalit (Rheda-Wiedenbrück) stieg von 6,20 auf heute 8,20 Euro.
Bertelsmann, bisher noch nicht mit Aktien an der Börse, kann mit 2004 trotzdem zufrieden sein. Die Genussscheine des Gütersloher Medienkonzerns folgten dem positiven Ertragstrend. Papiere, die 1992 ausgegeben wurden, stiegen von 166 auf 195 Euro, die 2001er sogar von 152 auf 221 Euro.
Gerry Weber (Halle), während der Sommermonate etwas auf Talfahrt, ist zum Jahresende sehr in Mode. Der Kurs erhöhte sich seit Jahresbeginn von 6,90 auf 8,40 Euro. Positiv nach vielen Höhen und Tiefen auch der auf Herrenmode spezialisierten Ahlers AG (Herford): Die Aktie verbesserte sich von 10,50 auf 11,44 Euro.
Der Möbelzulieferer Ehlebracht (Enger) hat seine Sanierung erfolgreich abgeschlossen; die Anleger honorierten dies und hoben den Kurs von 1,30 auf 3,00 Euro.
Der eng mit SAP kooperierende Bielefelder Software-Spezialist Itelligence kletterte von 1,63 auf 2,19 Euro. Dagegen gab Syskoplan (Gütersloh) von 6,70 auf 6,00 Euro nach. Die Aktie des Franchise-Unternehmens PC-Spezialist sackte gar von 11,80 auf 8,80 Euro. Der Internet-Portalanbieter Lycos (Gütersloh) notiert noch 0,67 nach 0,83 Euro zu Jahresbeginn. Die Aktie des Mindener Fertighaus-Herstellers Kampa gab von 6,30 auf 6,00 Euro, die des Lübbecker Bekleidungsherstellers Hucke von 3,40 auf knapp 3,00 Euro nach.
Auf der Seite der Verlierer steht 2004 überraschenderweise auch der Bielefelder Maschinenbauer Gildemeister. Trotz guter Zahlen gerade in der zweiten Jahreshälfte gab der Kurs von 7,70 Euro zu Jahresbeginn auf etwas über 5,00 Euro nach. »Unsere Fundamentaldaten liefern dafür keine Gründe«, meinte Gildemeister-Pressesprecherin Tanja Figge. Möglicherweise stünden Privatanleger zum Jahresende unter Abgabedruck.

Artikel vom 18.12.2004