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»Ich will wissen, was in der Schule passiert«, sagt Joachim Müller. Schließlich verbringen seine beiden Töchter den Großteil des Tages dort. Und schließlich entscheidet sich dort auch die Zukunft der Kinder. Für Müller war es deshalb keine Frage, dass er sich zunächst in der Schulpflegschaft der Südschule und anschließend in der Gesamtschule Brackwede engagierte, die inzwischen von beiden Töchtern besucht wird.
Und Müller hat schnell gelernt, dass es wichtig ist, sich Gehör zu verschaffen. Als im Rathaus vor einiger Zeit über eine 10-Euro-Zuzahlung fürs Schülerticket diskutiert wurde, gründete er die Elterninitiative Bielefelder Schulen, die sich gegen dieses Vorhaben wandte.
Als dann Christian Zachrai, aktiv in der Schulpflegschaft der Schildescher Stiftsschule, im Sommer das Konzept für eine Stadtschulpflegschaft vorstellte, war auch Müller gleich davon angetan. So etwas habe in Bielefeld bisher gefehlt.
»Wir wollen uns austauschen, uns informieren und unsere Interessen bündeln«, beschreibt Müller die Grundidee. Dabei wolle die Stadtschulpflegschaft für alle offen sein. »Wir richten uns nicht nur an die Elternvertreter der Schulen, sondern an alle, die Interesse an einer Mitarbeit oder an einzelnen Themen haben.«
So berichtet Müller von einer ersten größeren Veranstaltung über die neue Schuleingangsphase an Grundschulen. Da werden die Kinder aus dem ersten und dem zweiten Schuljahr gemeinsam unterrichtet. Die Schwächeren sollen besonders gefördert werden, die »hellen Köpfe« angemessenere Lernanreize erhalten.
»Viele Eltern wissen gar nicht, was sich dahinter verbirgt«, sagt Müller. Die große Resonanz auf die Veranstaltung mit der zuständigen Schulrätin Gabriela Goedel-Hoche habe gezeigt, wie groß der Informationsbedarf sei. Auch das eine Erfahrung von Müller: »Viele Schulen informieren nur aus ihrer speziellen Sicht. Da ist eine Gesamteinschätzung oft schwer.« Dafür will die Stadtschulpflegschaft sorgen. So sind weitere Veranstaltungen geplant, über die Einführung von Vergleichsarbeiten etwa oder das Abitur nach zwölf Jahren.
Fest im Blick hat die Stadtschulpflegschaft auch den Schulausschuss des Rates. Dort geht es um Schulsanierung und Computerausstattung, werden die Rahmenbedingungen gestaltet. »Wir wollen mit beratender Stimme vertreten sein«, sagt Müller, wohl wissend, dass für dieses Ansinnen zunächst die einzelnen Parteienvertreter und die Verwaltung gewonnen werden müssen. »Ein Gespräch mit dem Schuldezernenten Dr. Albrecht-Peter Pohle ist geplant.« Die Vertretung in dem politischen Gremium hält Müller für wichtig: »Uns geht es nicht darum, Rabatz zu machen. Wir wollen eine konstruktive Zusammenarbeit.«
Die frisch gegründete Stadtschulpflegschaft spiegele die Bielefelder Schullandschaft angemessen wider, ist Müller überzeugt. Nur die Hauptschulen haben noch keinen Vertreter entsandt. Er hofft auf weiteren Zuspruch. Jede Schule könne zwei Vertreter entsenden. Die Mitgliedschaft in der Stadtschulpflegschaft sei kostenlos.
Müller setzt auch auf Kontinuität. Da das Spektrum von der Grundschule bis zur gymnasialen Oberstufe reiche, könnten auch die Eltern über einen längeren Zeitraum eingebunden werden. Geplant ist ein E-mail-Pool, über den alle Eltern regelmäßige Informationen auf elektronischem Wege erhalten sollen (Interessenten können sich über die Adresse schule@zachrai.de registrieren lassen). Und im Internet will die Stadtschulpflegschaft von Januar an mit einer eigenen Homepage Präsenz zeigen.

Artikel vom 18.12.2004