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Herrn »Dolby« gibt's wirklich

Erfinder der Rauschunterdrückung geht Anfang 2005 an die Börse

Von Wolfgang Schäffer
San Francisco (WB). Dolby Surround, Dolby Digital. Oder auch einfach nur Dolby. Ob im Kino, beim Abspielen von DVD oder beim Kauf von HiFi-Anlagen. Der Begriff Dolby taucht immer und überall auf. Doch für was steht eigentlich Dolby? Ist es eine Abkürzung wie ABS oder ESP beim Auto? Mitnichten. Dolby ist der Name des Mannes, der vor 40 Jahren das Verfahren zur Rauschunterdrückung erfand.
Ray Dolby ist mit einer Deutschen verheiratet.

Schon von 1949 bis 1952 arbeitete der 1933 in Portland (Oregon) geborene Ray Dolby an unterschiedlichen Audioprojekten bei Ampex. Dann übernahm er mit gerade einmal 19 Jahren die Elektronik-Entwicklung des AmpexVideo-Aufnahmesystems. Schon damals suchte er wie alle anderen Toningenieure nach einer Methode der Rauschunterdrückung auf Magnetbändern, ohne dabei die Tonaufnahmen zu beeinträchtigen.
Dieser Gedanke ließ ihn auch nicht los, als er wieder studierte und 1961 zum Doktor der Physik im englischen Cambridge promovierte.
Mitte der 60er Jahre dann der Durchbruch. Als technischer Berater der Vereinten Nationen in Indien unterwegs, hatte er auf den auf langen Zug- und Busfahrten plötzlich die zündende Idee: ein Verfahren mit zwei getrennten Kanälen, das wenig später Dolby A genannt wurde. Als er von der Mission nach London zurückkehrte, gründete er dort die Dolby Laboratories, mit denen er 1975 nach San Francisco umzog.
Von Anbeginn an aber dominierte Dolby das Geschäft mit Audio-Wiedergabeverfahren. Die Technologie steckt in weit mehr als 1,4 Milliarden verkauften Elektronikprodukten. Inzwischen hält das Unternehmen mehr als 50 US-Patente.
Anfangs war es nur ein Knopf an den Kassettenrekordern, mit dem das Rauschen weggefiltert werden konnte. War »Dolby« aktiviert, klangen die Aufnahmen immer ein wenig dumpfer. In den 70er-Jahren dann eroberte Dolby die Kinosäle, verbesserte die Tonverfahren der Zelluloidstreifen. Aus dem ursprünglichen Dolby Stereo wurden die Mehrkanalverfahren Dolby Surround (vermittelt den Eindruck, dass beispielsweise Hubschrauber kreuz und quer durchs Kino fliegen) und Dolby Pro Logic. Dolby Surround Logic II stellt dreidimensionale Klangwelten her. Kaum ein Film, der nicht im Dolby-Format zu hören ist. Dolby Digital ist mittlerweile selbstverständlich für die DVD. Mit der nächsten Ausbaustufe, dem Dolby Digital Plus, sollen die zukünftigen Marktanteile bei den neuen Medien sowie der digitalen Tonübertragung im TV-Bereich gesichert werden.
Die bisherige Entwicklung seines Unternehmens hat der 71-jährige Ray Dolby immer aus eigener Kraft und ohne Geld von der Börse vorangetrieben. Doch mit dieser Tradition will (oder muss) der begeisterte Hobbypilot von Kleinflugzeugen und Hubschraubern, der übrigens seit vielen Jahren mit seiner deutschen Frau Dagmar verheiratet ist, jetzt brechen. Dolby rauscht an die Börse. Das Unternehmen benötigt mehr Geld für Forschung und Entwicklung, da die Konkurrenz mächtig Gas gibt. 400 Millionen Dollar soll der Börsengang bringen.
Die Aktien sollen unter der Leitung eines Konsortiums öffentlich zum Verkauf angeboten werden. Der Antrag ist eingereicht. Ein exakter Termin für den geplanten Börsengang steht indessen noch nicht fest.
Insider rechnen damit, dass das Unternehmen Anfang 2005 gelistet werden könnte. Bleibt abzuwarten, welches Rauschen der Börsengang bei der Konkurrenz verursachen wird.

Artikel vom 18.12.2004