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Kombi-Schild rettet Leben

Werner Kuhlmann aus Verl überzeugt Bundesverkehrsausschuss

Von Elke Hänel
Verl/Berlin (WB). Werner Kuhlmann hat es geschafft: Der Bundesverkehrsausschuss in Berlin hat gestern seinen Vorschlag, an unbeschrankten Bahnübergängen das Andreaskreuz mit einem Stoppschild zu kombinieren, befürwortet. Die Gesetzesänderung ist damit beschlossene Sache.
Werner Kuhlmann aus Verl zeigt seine Idee: Das Andreaskreuz wird mit dem Stoppschild kombiniert.Foto: Elke Hänel

»Ein schönes Weihnachtsgeschenk«, freute sich Kuhlmann, nachdem er gestern Mittag die gute Nachricht aus der Hauptstadt erhalten hatte. Schließlich hat er sieben Jahre lang für seine Idee gekämpft - gegen alle bürokratischen Widerstände und obwohl sein Engagement stellenweise aussichtslos erschien. Begonnen hatte der heute 72-Jährige seine Kampagne, nachdem er 1997 Zeuge eines Unfalls an einem unbeschrankten Bahnübergang in Verl geworden war, bei dem ein dreijähriges Mädchen starb.
Der Rentner ist überzeugt, dass sich durch die Gesetzesänderung Unfälle vermeiden lassen. »Denn das Stoppschild zwingt die Verkehrsteilnehmer zum Anhalten.« Bislang verstößt die von ihm propagierte Doppelbeschilderung noch gegen die Straßenverkehrsordnung. Um das zu ändern, hatte sich Kuhlmann hartnäckig bis in den Bundestag durchgekämpft.
Der gestrige Beschluss im Bundesverkehrsausschuss wurde auf Antrag von Rot-Grün gefasst, aber auch die CDU hatte den Verler schon länger unterstützt. Der Bundestag soll die Gesetzesänderung möglichst schon im Januar verabschieden, betonte Ausschussmitglied Heidi Wright (SPD) gestern. Dann könnte die Doppelbeschilderung, die zum Beispiel in Österreich und Spanien längst gang und gäbe ist, vom Frühjahr 2005 an in allen Bundesländern umgesetzt werden. An welchen Bahnübergängen das Andreaskreuz mit dem Stoppschild kombiniert wird, müsse im Einzelfall entschieden werden, erläuterte Heidi Wright.
Nur etwa 17 Prozent der Bahnübergänge im Bundesgebiet sind mit Vollschranken ausgestattet, an 12 000 im Netz der Deutschen Bundesbahn hingegen fehlt eine technische Sicherung. Allein im vorigen Jahr sind laut Eisenbahn-Bundesamt bei Unfällen an unbeschrankten Bahnübergängen 23 Menschen getötet und 126 verletzt worden. Denn viele Verkehrsteilnehmer überqueren die Gleise, ohne das Tempo zu drosseln oder gar anzuhalten - dazu soll sie das Stoppschild nun zwingen.
Sven-Georg Adenauer, Landrat des Kreises Gütersloh, begrüßt die Entscheidung. Er sei auf jeden Fall dafür, das Stoppschild überall dort einzusetzen, wo es Sinn mache. »Denn wo es tödliche Unfälle an Bahnübergängen gegeben hat, sind die Verkehrsteilnehmer einfach über die Gleise gesaust«, weiß er. Das bestätigt eine Umfrage der Deutschen Bahn AG aus dem Jahr 2001, nach der viele Verkehrsteilnehmer unbeschrankte Bahnübergänge nicht ernst genug nehmen und die Bedeutung des Andreaskreuzes als Wartepflichtgebot offenbar gar nicht kennen.Seite 4: Kommentar/Lokalteil

Artikel vom 16.12.2004