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Die Nilgans


Ihre Heimat ist Afrika, die Landschaften außerhalb der tropischen Regenwälder und der reinen Wüsten. Doch selbst harte mitteleuropäische Winter machen ihr nichts aus. Und da sich die Nilgans nicht nur von kleinen Wassertieren, sondern auch von Pflanzen - vor allem von Gras - ernährt, muss sie auch keinen Hunger leiden.
So ist die Nilgans, die biologisch gesehen eigentlich eine Ente ist, ein Beispiel für eine gelungene Integration in die heimische Vogelwelt. Nach Mitteleuropa kam sie, weil die Menschen mit einer weiteren exotischen Art ihre Parks schmücken wollten. Es gelang den Wasservögeln, die vermutlich aufgrund ihrer Größe und ihrer Herkunft den Namen Nilgans erhielten, ins Freiland zu entkommen und sich dort zu behaupten. Im Nestumkreis können sie sehr aggressiv gegen andere Vögel vorgehen. Doch ob und wie sehr sie damit andere Entenarten verdrängen, ist noch nicht wissenschaftlich dokumentiert.
Seit Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist die Nilgans auch Brutvogel in Westfalen. Und die Ornithologen beobachten seitdem eine starke Zunahme. Alle geeigneten Brutplätze haben sich die Nilgänse mittlerweile erobert; der Bestand wird auf einige hundert Paare geschätzt.
Der große Entenvogel hat bräunlich-graues Gefieder und kontrastreiche, schwarz-weiße Flügel. Diese Kennzeichnung wird besonders deutlich, wenn sich die Nilgänse im Flug befinden. Rücken- und Schulterfedern sind rotbraun bis blassgrau, dunkler als Hals und Körperunterseite; die Brust ziert ein brauner Fleck. Schnabel und Beine sind rot. Markant ist die große, kastanienbraune kreisförmige Zeichnung um das Auge. Männchen und Weibchen ähneln sich so sehr, dass der Laie sie nicht unterscheiden kann.
Zur Brut bauen die Nilgänse Nester sowohl am Boden als auch auf Bäumen, zum Beispiel in alten Greifvogelhorsten. Die Jungen verlassen nach dem Schlüpfen das Nest, sind also Nestflüchter. Und obgleich sie in diesem Alter noch nicht flugfähig sind, überstehen sie auch den Sturz aus einem hoch gelegenen Nest, weil ihre Knochen in diesem Alter noch sehr elastisch sind.
Naturfreunde können Nilgänse regelmäßig am Obersee in Schildesche oder in den Rieselfeldern Windel entdecken. Im Winterhalbjahr halten sich auch große Trupps im Bereich Petershagen an der Weser auf.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehen leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag Die Stockente

Artikel vom 16.12.2004