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Das siebte Kapitel

Verl kommt: Für Jörg Weber ist die Rollenverteilung klar

Bielefeld (WB/jm). Die Sachlichkeit, mit der er dem VfB Fichte in der Fußball-Oberliga neues Leben eingehaucht hat, macht selbst vor dem kommenden Gegner nicht Halt. Stellt sich doch am Sonntag (14.15 Uhr) mit SC Verl jener Klub auf der Rußheide vor, mit dem ihn »eine intensive Beziehung« verbindet. »Immerhin war ich da vier Jahre Spieler und zweieinhalb Jahre Trainer«, sagt Dr. Jörg Weber.

Bis er beim damaligen Regionalligisten 2002 entlassen und von Dieter Brei beerbt wurde. Dennoch: kein flapsiger Spruch, kein Nachkarten. Vielmehr Komplimente. Weber: »Das ist alles abgehakt. Ich habe mich dort immer sehr wohl gefühlt und verbinde mit dem SC Verl nur Positives«. Diese Erinnerung soll auch am Sonntagnachmittag noch Bestand haben - wenn der VfB Fichte im siebten Meisterschaftsspiel unter Webers Verantwortung gegen den Vorjahres-Vize nicht verloren hat.
Respekt beim Gegner ist durchaus vorhanden. Verls Interimscoach Manfred Niehaus erinnert an den Ausgang im Vorjahr. »Bei unserem 1:3 haben wir schmerzhaft erlebt, wie hoch die Trauben auf der Rußheide hängen«.
Auch wenn der promovierte Pädagoge es nicht gerne zugibt: Seit Wochen freut er sich aufs OWL-Derby, über das intern schon geraume Zeit getuschelt wird. »Die Rollenverteilung ist klar: Verl ist als Tabellendritter hoher Favorit. Die haben andere Ambitionen als wir«, schiebt Weber diese Last den Gästen zu. Gleichwohl sei »alles möglich« - wenn der VfB Fichte die Leichtigkeit vom Hassel-Spiel wiederfindet. »Von dem 6:1 dürfen wir uns nicht blenden lassen. Der Sieg entspricht nicht dem Spielverlauf und ist zwei, drei Tore zu hoch ausgefallen«, rückt er das Ergebnis ins rechte Licht.
Nach dem 3:1 habe Weber ein Loslassen verspürt. »Zum ersten Mal unter meiner Regie hat die Mannschaft mit zwei Toren geführt und war plötzlich ganz gelöst, ganz selbstbewusst. »Wunderschön herausgespielte Tore« hätten dem Coach gezeigt, »wieviel Potenzial und Offensivqualitäten in dem Team schlummert«.
Sein Appell: »Diese spielerische Klasse müssen wir von Anfang an zeigen«. Der Dritte aus der Nachbarschaft zu Gast bei einem Team, das mit 14 Punkten aus sechs Spielen mehr als eine Trendwende eingeleitet hat: In diesem vorweihnachtlichen Duell steckt Zunder. »Ich wünsche mir mehr Zuschauer als in den Spielen zuvor. Stimmungsvolle Atmosphäre«, so Weber, »das haben die Verantwortlichen verdient, und das wäre die richtige Anerkennung für die guten Leistungen der Mannschaft«.
Derweil ist Weber-Vorgänger Armin Perrey wieder im »Geschäft«. Nicht auf der Bank, sondern aktiv auf dem Feld, und zwar in den Niederungen der Lemgoer Fußball-Kreisliga B. Bereits an diesem Sonntag organisiert der 39-Jährige erstmalig die Abwehr des stets ehrgeizigen TuS Ahmsen, der den Aufstieg im Visier hat. Auf der Suche nach Ersatz für Torhüter Sven Wilmking (früher Teutonia Altstadt), der nach einem komplizierten Bruch der rechten Hand wohl für den West der Saison ausfällt, wurde der TuS Ahmsen ebenfalls beim VfB Fichte fündig: In der Rückserie hütet Routinier Frank Milse das Tor. Die Kontakte stellte Ahmsens Stürmführer Jens Mühlenweg her, der auf der Rußheide seine besten Kickerjahre verlebte.

Artikel vom 09.12.2004