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Mit Sinn für stilbewusstes Spiel

»Collegium musicum« gab Adventskonzert im Ratsgymnasium


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Unter den Liebhaberorchestern gehört das »Collegium musicum« zu denen, die in den vergangenen Jahren eine bemerkenswert kontinuierliche Fort- und Weiterentwicklung erkennen lassen. Mit dem Fokus aufs barocke und frühklassische Konzert konnte sich das Ensemble jetzt unter der Leitung von Natalia Oleinik positiv von den zahlreichen, um Publikum und Aufmerksamkeit konkurrierenden Adventskonzerten abheben. Oleinik, die engagiert und stark akzentuierend vom Cembalo aus lenkt, befeuert ihr Kammerorchester von vorn herein zu stilbewusstem Spiel. Das heißt bei einem »Concerto armonico« von Wilhelm van Wassenaer etwa, dass die Streicher in ihrer Spielkultur das Spektrum von Animato bis Affetto beherzt in die Waagschale werfen -Êmit ordentlicher Homogenität und Transparenz im Klangbild.
Oder dass man Corellis berüchtigte Tempowechsel wie sie etwa im Concerto grosso mit dem Untertitel »Weihnachtskonzert« vorkommen, reaktionsschnell und ohne Spannungsverluste meistert, aber nebenbei auch sehr gefühlvoll und fesselnd im Dialog und Wechsel von Concertino (Lorenz Lassek, Hartmut Meinecke, Monika Krawulski) und Tutti zu bestehen weiß. Für die Solokonzerte freilich nutzt Oleinik geschickt Kontakte aus studentischen Zeiten, was ihr erlaubt, professionelle Solisten aufs Podium zu stellen. Mit Polina Gorchkova etwa steht eine profunde Flötistin parat, die den Piccolo-Part von Vivaldis C-Dur-Konzert gleichermaßen Frische und Brillanz verleiht. Die genau wie Oleinik 1978 in St. Petersburg geborene Flötistin verfügt zudem über virtuose Geschmeidigkeit wie über musikalische Ausdrucks- und Gestaltkraft.
Dritter Spezialist im Bunde der St. Petersburger Riege war Ivan Stolbov, der mit den beiden Kolleginnen nicht nur den gleichen Jahrgang sowie die gleichen Ausbildungsstationen (Musikfachschule Rimsky-Korsakov, Musikhochschule Detmold) teilt, sondern sich als Solist von Johann Stamnitz Klarinettenkonzert in B-Dur kongenial ist positive Gesamtbild einfügte. Und das Orchester parierte dabei mit herrlich ausholendem Schwung und blitzendem, frühklassisch angehauchtem Geigenglanz. Bravo!

Artikel vom 07.12.2004