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Neues Leben auf der Industriebrache

5000 Quadratmeter Gewerbefläche an der Frachtstraße sollen zu Wohnviertel werden

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Baggerschaufeln reißen Hausmauern ein, fressen sich in Berge von Steinen, Beton, Holz. Das 5000 Quadratmeter große Gelände zwischen Walther-Rathenau- und Frachtstraße, seit mehr als zehn Jahren im Besitz der Stadt, wird frei geräumt. Ende Oktober ist der letzte Mieter, »Stadt, Land, Fluss«, Veranstalter von Abenteuerreisen, ausgezogen, seit Anfang Dezember sind auf der Industriebrache die Mitarbeiter der Firma Hagedorn tätig.

16 000 Kubikmeter umbauter Raum, 1600 Kubikmeter verunreinigter Boden, 450 Tonnen schadstoffhaltiger Baustoff werden abgetragen, um aus dem Areal ein baureifes Grundstück zu machen.
Der städtische Immobilienservicebetrieb (ISB) wird das Gelände anbieten; entstehen soll darauf ein neues innenstadtnahmes Wohnquartier.
Martin Wörmann, Leiter des Umweltamtes: »Das Gelände ist immerhin nur 300 Meter vom Kesselbrink entfernt.« Das Umweltamt begleitet die Abbruch- und Entsorgungsarbeiten. Wörmann: »Unser Ziel ist es, Grundstücke neu zu nutzen, aus Brachen wieder städtebaulich nutzbare Flächen zu machen.« Er erinnert daran, dass deutschlandweit Tag für Tag 100 Hektar Flächen für Hoch- oder Straßenbau verloren gehen - in Bielefeld sind es 35 Hektar pro Jahr. Dabei, so Wörmann, könne man Brachen und Baulücken für neue Gebäude nutzen.
Das Gebiet am ehemaligen Schlachthof verändert sich nach und nach - die Planungen und Umplanungen und Neuplanungen laufen bereits seit Beginn der 1990er Jahre. Auf dem Schlachthofgelände selbst ist ein Verbrauchermarkt gebaut worden, es entsteht das neue Hauptzollamt an der Werner-Bock-Straße. An der Ecke Werner-Bock-/Walther-Rathenau-Straße wird ein vierstöckiges Bürohaus mit Tiefgarage gebaut, an der Walther-Rathenau-/Ecke Heinrichstraße errichtet die BGW einen Wohnkomplex speziell für Senioren mit 42 Appartements: »Wohnen mit Versorgungssicherheit«. Die St. Josef-Kirchengemeinde errichtet ihr Altersheim an der Josefstraße neu.
Wörmann: »Eine Re-Vitalisierung des Viertels.« Norbert Mossig vom Umweltamt, als Projektleiter für das Areal an der Frachtstraße zuständig, spricht von gut 20 Firmen, die auf dem Gelände ansässig waren - als Mieter oder Eigentümer. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts habe die Bebauung jenseits der heutigen August-Bebel-Straße begonnen.
Man habe vor Beginn der Arbeiten Gutachten erstellen lassen, um »Überraschungen« zu vermeiden: Altlasten würden sich dort finden, wo sich eine Tankstelle befunden habe (Mineralöle) und wo eine Bodensenke verfüllt worden sei (Schlacken). Gesamtkosten für Abriss und Entsorgung: 300 000 Euro. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt mit 200 000 Euro.
Thomas Hagedorn, Inhaber der Firma Hagedorn, die bereits für das Freiräumen« des künftigen Baugeländes Königsbrügge/Detmolder Straße zuständig war: »Ende Januar ist das Areal fertig.«

Artikel vom 07.12.2004