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Geheimnisse lassen sich nicht so schnell entlocken

»Atlantisspinner« feierte Premiere im Alarmtheater

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Über die Bühne tollen und toben zwei absonderliche, aufgeschreckte Wesen. Das eine in Frack und Zylinder, das andere im bunten Girly-Baby-Doll-Outfit. Beide haben ein Geheimnis. Welches, davon erzählt »Atlantisspinner«, ein Kindertheaterstück von Gotthard Kuppel, das in diesem Jahr als Weihnachtsmärchen im Alarmtheater gegeben wird.

Aber wie das mit Geheimnissen so ist -Êsie lassen sich nicht so leicht entlocken. Das ist in der Inszenierung von Dietlind Budde und Harald Otto Schmid nicht anders. Da wird den Kleinen (empfohlen ab fünf Jahren) und Großen schon einiges an Geduld und Durchhaltevermögen abverlangt.
Es ist ein ungleiches Paar, das da auf einem dörflichen Dreschplatz aufeinander trifft und durch die liebevoll mit Strohballen und Vogelscheuche ausgestattete Kulisse (Suzanne Austin und Arne Diekmann) tobt. Er, der schwarze Sonderling, behandelt Samenkörner wie Rohdiamanten und stellt sich als »Der-im-Kreis-Läuft« vor. Sie, die ausgeflippte Hyperaktive, ruft immerzu, dass »Toto wiederkommen und Don Pedro nicht sterben soll«. Ihr Name, »Bin-aus-dem-Hotel-Gerannt«, vermittelt immerhin zwischendurch schon mal ein Aha-Erlebnis, zumindest für die älteren Kinder.
Nach langem hektischen Hin-und-Her-Gerenne bringt das ins Spiel geworfene Wort »Atlantis« kurze Beruhigung. Die versunkene Insel, so ist zu erfahren, ist für beide ein Sehnsuchtsort. »Ich will da hin«, krakelt »Bin-aus-dem-Hotel-Gerannt« und initiiert sogleich einen Wettbewerb darin, wer länger die Luft anhalten kann. Die zarte Freundschaft wird unter anderem mit Schlag auf Schlag folgenden Tierdarstellungsnummern gefestigt, bis es Zoff um die Körner gibt.
Was es damit auf sich hat, welches traurig-poetische Schicksal sich hinter dem »Atlantisspinner« verbirgt und warum »Miss Hyperaktiv« abgehauen ist, erfahren die Zuschauer -Êlogisch -Êam Schluss. Dazwischen erfordert das temporeiche, mit musikalischen Einlagen (Ingmar Ohm, Melissa Schmidt) angereicherte Stück von den kleinen Zuschauern viel Konzentration und Kombinationsvermögen. Spannende, komische Momente drohen im Schlaglicht-artigen Abtausch von Floskeln und Aufzählungen bisweilen unter zu gehen.
Wer es indes schafft, bis zum Ende bei der Stange zu blieben, wird mit wunderschönen, poetischen Unterwasserbildern belohnt, die ein Schwarzlicht-Theater in den Raum projiziert
Und Britta Sophie Bornhöft und Kathrin Dworatzek in den Hauptrollen überzeugen trotz dramaturgisch bedingter Schwächen mit konzentriertem Charakterrollen-Spiel.
Weitere Vorstellungen finden am 10., 11., 12., 17., 18., und 19. Dezember jeweils um 15 Uhr im Alarmtheater, Gustav-Adolf-Straße 17, statt. Termine für Kindergarten-Gruppen und Schulklassen gibt es auf Anfrage unter der Telefonnummer 13 78 09.

Artikel vom 07.12.2004