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Personalnot im Arbeitsamt

Hartz IV: Bundesagentur benötigt 7000 zusätzliche Mitarbeiter

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat zur Bewältigung der Arbeitsmarktreform Tausende zusätzliche Beamte bei der Post, der Postbank, der Bahn und der Bundesbank angefordert.

Auch Beschäftigte von Landesregierungen, Krankenkassen und Landesversicherungsanstalten sollen eingesetzt werden. Die BA will nach Angaben ihrer Sprecherin Angelika Müller ferner »Leute von der Straße«, vor allem Arbeitslose mit einer kaufmännischen oder sozialpädagogischen Ausbildung, mit Zeitverträgen einstellen. Müller: »Wir wollen uns nicht allein auf die Amtshilfe der ehemaligen Bundesbehörden Post sowie Bahn verlassen und streben eine gesunde Mischung aus Angestellten und Beamten an.«
Derzeit sind bundesweit bei den BA-Callcentern und den 180 Arbeitsagenturen 3000 Beamte der Telekom-Auffanggesellschaft Vivento, 1100 Beamte der Deutschen Post und 400 Beamte der Deutschen Bahn zusätzlich beschäftigt. Die Beamten-Stellen waren Rationalisierungsmaßnahmen in den jeweiligen Konzernen zum Opfer gefallen. Die Verträge zwischen BA und Telekom-Beamten laufen zum 31. Mai 2005 aus.
Für die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II würden im Januar 35 700 Mitarbeiter benötigt. 4000 Mitarbeiter davon würden im Rahmen der Amtshilfe für drei bis sechs Jahre ausgeliehen. 31 700 Beschäftigte stellten BA und die Kommunen. Müller: »Mitte nächsten Jahres wird aller Voraussicht mit einem weiteren Bedarf von 3000 Mitarbeitern gerechnet.« Der erhöhte Personalbedarf ergebe sich nicht nur aus der Aufgabenstellen, das Arbeitslosengeld II pünktlich auszuzahlen, sondern auch aus einer Verbesserung der Betreuung. Schon heute sei ein Berater für 75 Jugendliche zuständig. Für das zweite Halbjahr 2005 werde angestrebt, dass sich ein Betreuer um 150 Arbeitslose kümmere. Im Moment sei ein Vermittler für 300 bis 400 Arbeitslose tätig.
Nach Angaben von Müller werde es bei einer Versetzung in die neuen Bundesländer aber kein zusätzliches Handgeld geben. Die Telekom-Jobagentur Vivento hatte im Mai West-Beamten 5000 Euro Prämie für solche Einsätze geboten. Diese interne Regelung habe viel Ärger bereitet. Müller: »Wir wollen keine Umverteilungsaktion von West nach Ost und stellen in den neuen Ländern befristet Angestellte von Post und Bahn ein.«
Die Arbeitsagenturen haben bislang 2,7 Millionen Hartz-Fragebögen versandt. Der Rücklauf betrage 90 Prozent, sagte Müller. 1,4 Millionen Anträge seien bereits beschieden worden, negativ wie positiv. Zum Jahresende gebe es keine große Antragsflut mehr.
Im Arbeitsamtsbezirk Paderborn helfen bereits 16 Telekom- und 14 Postbeamte, in Detmold 15 Telekom- und neun Postamte, in Herford 30 Telekombeamte sowie in Bielefeld 26 Telekom-, sechs Post- und drei Bahnbeamte. Insgesamt sind bei den Arbeitsagenturen in Nordrhein-Westfalen 706 Telekom-, 243 Post- und 106 Bahnbeamte befristet beschäftigt.
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 09.12.2004