03.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Schinken im belegten Brötchen

Klarinettengeschichten begeisterten bei »Musik voll fett;-)«


Bielefeld (kh) Sie war der Star des Abends und durfte zeigen, was sie kann. So brilliert sie mit einem weichen, schmelzenden Klang und hüpft machmal mit großen Sprüngen durch Musikstücke: die Klarinette. Als Teil der Kinder- und Jugendkonzertreihe »Musik - voll fett;-)« gestalteten das Theater Bielefeld und die Bielefelder Philharmoniker einen Abend, der das Blasinstrument in Szene setzte.
Orchestergeschäftsführer Tilmann Böttcher erzählte mit »Kuckuck, rief die Katze« Klarinettengeschichten über ein Instrument, das mit 300 Jahren noch recht jung ist. »Einer der ersten Komponisten, der berühmte Klarinettenmusik komponierte, war Wolfgang Amadeus Mozart«, erfuhren die kleinen und großen Zuhörer in der Aula des Ceciliengymnasiums von Böttcher. Und dass die Klarinettisten im Orchester meist zwischen Querflöte und Fagott sitzen.
Neben grundsätzlichen Informationen wie diesen ging es aber vor allem um die sinnliche Erfahrung der Musik. »Hört genau hin«, bat Böttcher das Publikum immer wieder. Die Klarinette als Soloinstrument oder eingepackt in das voluminöse Klangkissen des Orchesters: Brahms' 4. Symphonie erklärte Böttcher zum belegten Brötchen, dessen Einzelteile sich aus den Klängen der Instrumente ergeben: »Die Klarinetten sind der Schinken.«
Susanne Heilig, erste Soloklarinettistin, und ihre Kollegen Fabian Hauser, Georg Stimpfle und Margarethe Fiedler standen im Mittelpunkt und führten das Publikum in die vielseitige Welt ihres Instrumentes, das Kuckuck, Katze, Panther und auch Schlange sein kann. So erzählte Fabian Hauser zusammen mit der musikalischen Leiterin Carolin Nordmeyer die Geschichte »einer sehr langen und sehr zerstreuten Brillenschlange«, die sich selbst verspeist. Hauser zerlegte, als Schlangenbeschwörer verkleidet, sein Instrument nach und nach in Einzelteile, bis Schlange und Klarinette aus dem letzten Loch pfiffen - zur großen Freude des Publikums.
Mit donnerndem Applaus und einer Rakete belohnten die Zuschauer Musiker und Tilmann Böttcher für ihre abwechslungsreiche Vorstellung und forderten gleich mehrere Zugaben. Wer Lust bekommen hatte, jetzt selbst Klarinette zu spielen, durfte die Musiker nach dem Konzert mit Fragen löchern. Zu früh sollten Kinder aber nicht mit dem Unterricht beginnen, warnte Susanne Heilig. »Ich habe mit zehn Jahren angefangen und aus mir ist auch noch etwas geworden«, erklärte sie.

Artikel vom 03.12.2004