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Polizisten graben in der Heide Mordopfer aus

Herforder Häftling gesteht -ÊStaatsanwaltschaft Bückeburg will alten Fall neu aufrollen

Christian B. hat sein Opfer möglicherweise erdrosselt.

Von Christian Althoff
Herford (WB). Der Mord an Gärtner Arno Danielsen (45) aus Eutin ist geklärt. Wie bereits in einem Teil der gestrigen Auflage berichtet, hat der Herforder Schwerverbrecher Christian B. (48) am Mittwochabend Polizisten zu einem Acker bei Lübberstedt in der Lüneburger Heide geführt, wo Beamte die Leiche ausgruben. Der Fundort liegt in der Nähe der A 7.
Christian B. hatte am Mittwoch überraschend ein Geständnis abgelegt. Er war am 26. Oktober aus der JVA Lübeck geflohen und soll noch am selben Tag den ihm ähnelnden Gärtner Arno Danielsen getötet haben, um unter dessen Identität weiterzuleben. B. war vier Tage nach seiner Flucht mit den Papieren des Gärtners gefasst worden. Auch sein Bruder wurde festgenommen: Er soll den Kontakt zwischen Christian B. und dem arbeitslosen Gärtner vermittelt haben, der gehofft hatte, von B. einen Job zu bekommen.
Johannes H. (44) aus Porta Westfalica fuhr gestern in die Heide, um sich das Grab anzusehen - ein ein Meter tiefes Loch, offenbar unter Zeitdruck gegraben. »Ich musste das Grab sehen, um mich in den Täter hineinzuversetzen. Vielleicht hilft mir das bei der Suche nach meinem Schwager«, sagte Johannes H. Sein Schwager ist seit 1995 verschwunden. Christian B., der damals aus der Haftanstalt Lingen geflohen war, hatte jahrelang unter dem Namen und mit den Papieren des Vermissten gelebt. »Er hat meinen Schwager getötet«, glaubt Johannes H. Doch das Landgericht Bückeburg hatte Christian B. 2002 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. »Angesichts der neuen Entwicklung prüfen wir jetzt, ob wir das Mordverfahren wieder aufnehmen«, sagte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bückeburg.
Nach dem Mordgeständnis des Herforder Bankräubers (er hat bereits 28 Jahre in Haft gesessen und konnte acht Mal fliehen) hat die Opposition gestern den Rücktritt der schleswig-holsteinischen Justizministerin Anne Lütkes (Grüne) gefordert. Sie trage die Verantwortung dafür, dass der Häftling aus der JVA Lübeck habe fliehen und morden können.

Artikel vom 03.12.2004