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Der Höckerschwan


Auf langsam fließenden Flüssen, auf Seen und Teichen ziehen die Höckerschwäne stets die Blicke auf sich, wenn sie in ihrer weißen Pracht majestätisch dahingleiten. Wer wird da vermuten, dass diese Art in unserem Raum möglicherweise nie heimisch war, vielmehr als Park- und Ziervogel gehalten wurde, und dass erst verwilderte Artgenossen für die Ausbreitung des Bestandes sorgten?
Grund für den frühen Rückgang der wilden Höckerschwäne in vielen Regionen Europas war die Jagd. Schwäne zählten zum königlichen Jagdwild, dessen Erlegen mit besonderem Prestige verbunden war. Überlebt in freier Wildbahn haben die Schwäne in Schweden, in Osteuropa, an der Wolga und am Schwarzen Meer.
Die Höckerschwäne zeigen sich recht vertraut mit dem Menschen. Die Tiere lassen sich gerne füttern - was jedoch überhaupt nicht notwendig ist. Als Pflanzenfresser findet der Schwan das ganze Jahr hindurch rund um das Gewässer einen reich gedeckten Tisch. Mit seinem langen Hals kann er Wasserpflanzen bis zu einem Meter Tiefe abäsen - was anderen Wasservögeln nur tauchend gelingt.
Eine richtige Familienidylle ist im Frühsommer zu sehen, wenn die Schwanenfamilie auf dem Heimatgewässer unterwegs ist. Fünf bis sieben Eier legt das Weibchen in ihr Nest, das als umfangreicher Bau aus Schilf und Reisern angelegt wird. Im Bereich des Nestes können Schwäne aggressiv werden. Die Folge: An kleinen Wasserflächen vertreibt das stärkere Paar die Nachbarn oder hält sie auf Abstand.
Die Jungen tragen graue Dunen und bekamen den Beinamen »hässliches Entlein«. Seit einiger Zeit beobachten Biologen immer wieder weiß gefärbte Dunenjunge. Dabei handelt es sich um eine Mutation. Ausgewachsen präsentieren sich die bis zu 1,50 Meter großen Schwäne im weißen Federkleid. Männchen und Weibchen sind dabei schwer zu unterscheiden. Ihren Namen bekamen sie aufgrund des schwarzen Höckers an der Schnabelwurzel.
Ihr Element ist das Wasser, an Land wirken sie mit ihren Schwimmfüßen tollpatschig Doch auch in der Luft können sie sich fortbewegen und gehören damit zu den größten flugfähigen Vögeln. Da der Höckerschwan im Flug nicht sehr manövrierfähig ist, gehören Kollisionen mit Freileitungen zu den häufigsten Todesursachen.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag Die Schleiereule

Artikel vom 02.12.2004