27.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Hauch von Staatsbesuch

Queen-Double Mary Reynolds bittet zur Audienz in die Galeria Kaufhof

Von Michael Schläger und
Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Dass das Londoner Kaufhaus »Harrod's« zu den Hoflieferanten der Queen gehört, ist bekannt. Dass sich offenbar auch die Galeria Kaufhof an der Stresemannstraße in Bielefeld diesem erlauchten Kreis zurechnen darf, ist neu.

Gestern kurz nach 11.30 Uhr war es soweit: Ein blau-grün-metallicfarbener Rolls Royce »Silver Shadow II« (113 000 Meilen auf dem Tacho) fährt am Galeria-Haupteingang vor. Sofort springen zwei Guards aus dem Fahrzeug, öffnen die Tür - und da entsteigt sie dem Fond: die Queen. Kaufhof-Chef Franz-Josef Pröll begrüßt den königlichen Gast formvollendet. Dann schreitet »Her Majesty« in rotem Mantel und mit rot-schwarzem Hut bekleidet den extra ausgelegten roten Teppich bis zu einem für sie errichteten Thron - die obligatorische Handtasche über dem Arm.
Allerdings ist nur die Tasche bei diesem Auftritt »echt«. Sie stammt aus der neuen Kollektion des heimischen Modeherstellers Gerry Weber und soll im Kaufhof vorgestellt werden. Die »Queen« heißt eigentlich Mary Reynolds und lebt seit vielen Jahren davon, dass sie dem Original im Buckingham Palace ähnelt wie ein Ei dem anderen.
»Wenn das die Queen ist, bin ich der Weihnachtsmann«, entfährt es einer Kundin angesichts der ungewöhnlichen Szenerie. Aber auch sie erliegt dem Charme der huldvoll lächelnden Kopie und lässt sich wie viele andere Fans der Royals gemeinsam mit ihr von einem der beiden Guards (im wahren Leben Psychologiestudent an der Uni Bielefeld) fotografieren. Ein Autogramm gibt's noch dazu.
Eine Stunde währt das königliche Treiben. Dann drängt Fahrer Uwe Lütjen zum Aufbruch. Paul Schreiber und Felix Rippe, die studentischen Guards unter der Bärenfellmütze, haben gerade noch Zeit, sich bei ihren Kommilitonen zu bedanken, die eifrig kleine britische Fähnchen schwenken, um die Illusion vom Staatsbesuch perfekt zu machen.
Im Rolls mit Rechtssteuerung und Kaufhof-Stander geht es weiter nach Osnabrück, wo die nächste Audienz ansteht. Mary Reynolds hat eben mindestens soviel Stress wie die echte Queen beim Staatsbesuch. Sie trägt die Aufregung scheint's mit der gleichen stoischen Ruhe und wirkt am Ende ihrer Stippvisite »very amused«.

Artikel vom 27.11.2004