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Vertrauen in die eigene Leistung

Institut für integrative Lerntherapie hilft bei Lernstörungen

Lübbecke-Obermehnen (HoG). Wenn Anja morgens zur Schule gehen soll, klagt sie oft über Bauchschmerzen. Bei den Hausaufgaben gibt es Tränen, weil Anja trotz mehrfacher Erklärungen immer noch nicht weiß, wie es geht. Auch die Nachhilfelehrerin kommt mit Anja nicht weiter. Die Eltern sind ratlos und verzweifelt. Anja ist doch sonst so pfiffig »Machen wir etwas falsch, oder ist sie nur faul und muss einfach noch mehr üben?«

So wie Anja geht es rund sieben Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland. »Trotz vielen Übens bleibt der Erfolg in der Schule aus. Die Kinder werden zu Unrecht als faul oder gar dumm bezeichnet«, weiß Dusanka Elebracht, die am Babilonieweg in Obermehnen das Institut für integrative Lerntherapie (IFIL) leitet.
Leitungsschwächen könnten in Form von Rechenschwäche (Dyskalkulie), Lese-Rechtschreibschwäche (Legasthenie) oder als Konzentrationsschwierigkeiten auftreten. Das führe zu Misserfolgen, Angst und Versagen. Ein Zutrauen in die eigenen Leistungen sei nicht mehr gegeben. Dieser Teufelskreis müsse durchbrochen und der Leidensdruck in der Schule, in der Ausbildung oder am Arbeitsplatz abgebaut werden, so Dusanka Elebracht. Das sei die Aufgabe der integrativen Lerntherapie, die sich der Methoden aus der Psychologie, Pädagogik und Medizin bediene.
Seit sieben Jahren existiert das Institut in Obermehnen, das seit knapp einem Jahr seine Dienste auch in Bielefeld anbietet. Zwischen 80 und 90 Menschen werden allein in Obermehnen von fünf akademisch ausgebildeten Lerntherapeutinnen einzeln betreut, wobei die Betreuung für jeden Einzelnen vollkommen individuell aufgebaut wird.
Und es sind längst nicht nur Kinder und Jugendliche, die in dem Haus am Ende des Babilonieweges ständiger Gast sind. Das Alter der von uns betreuten Menschen liegt derzeit zwischen sechs und 62 Jahren«, so Dusanka Elebracht.
Am Anfang wird eine umfassende Diagnostik in enger Kooperation mit Fachärzten und Beratungsstellen durchgeführt. Ebenso wichtig sei aber auch die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern und der Schule und die Aufklärung über die Ursachen der Lernstörungen. Überaus eng ist die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und unter bestimmten Voraussetzungen sei sogar eine Kostenübernahme durch die öffentliche Hand möglich. Allerdings würden hier strenge Maßstäbe angelegt.
Platz für Lernen und Bewegung ist in dem Haus genügend vorhanden. In großzügigen Räumlichkeiten können die Kinder mit verschiedenen Materialien und ihren Fähigkeiten entsprechend ihren individuellen Zugang zum Lernen finden. Das tragende Prinzip der Lerntherapie sei es, Stärken des Kindes zu fördern, um Schwächen auszugleichen, klärt die Institutsleiterin auf.
Qualifizierte Lerntherapeuten sind rar, und so ist das Einzugsgebiet des Obermehner Instituts sehr große. Von Warmsen und Petershagen, von Bad Essen und Bielefeld kommen Menschen nach Obermehnen.
Individuelle Beratung wird ebenso angeboten, wie Vorträge und Fortbildungen für Eltern und interessierte Fachkräfte. Das IFIL-Team ist montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr unter Telefon 0 57 41 - 29 61 76 zu erreichen. Im Internet informiert das Institut unter www.ifil.de über die Möglichkeiten, eine Lernstörung zu beheben.

Artikel vom 24.11.2004