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Nachtschicht
für ALG II-Start

Detlev Beinke, Leistungsabteilung der Arbeitsagentur.

Hälfte der Anträge abgearbeitet

Von Bernd Bexte (Text und Foto)
Herford (HK). In der Arbeitsagentur an der Hansastraße brennt das Licht in diesen Tagen länger. Um die Anträge auf Arbeitslosengeld II (ALG II) zu bearbeiten, machen die Sachbearbeiter Überstunden. Da es zu den Kernzeiten Probleme mit dem Computer-System gegeben hatte, sind die zuständigen Mitarbeiter im Zwei-Schicht-Betrieb von 7 bis 22 Uhr beschäftigt, samstags bis 15.30 Uhr.

Sogar eine Verlängerung bis Mitternacht oder Sonntagsarbeit werden nicht mehr ausgeschlossen. 13 000 der fast 14 000 versandten Anträge liegen vor, die Hälfte davon ist von den 68 für den ganzen Bezirk (Kreise Herford und Minden-Lübbecke) zuständigen Mitarbeitern bearbeitet worden. »Wir hoffen, dass wir alle bis Ende Dezember schaffen«, sagt Dr. Thomas Baecker, Chef der heimischen Arbeitsverwaltung. Wichtig sei, dass die jetzigen Bezieher von Sozialhilfe rechtzeitig zu Jahresbeginn ihr Geld erhalten. »Denn die haben ihre letzte Zahlung Anfang Dezember erhalten. Bei den Beziehern von Arbeitslosenhilfe ist das anders. Die wird Ende des Monats ausgezahlt«, sagt Detlev Beinke von der Leistungsabteilung, demnächst für die neue Arbeitsgemeinschaft tätig.
Ein Schwerpunkt wird auf die Betreuung junger Arbeitsloser (unter 25 Jahren) gelegt. Sie haben einen Anspruch auf Vermittlung, müssen allerdings diese Angebote annehmen, sonst drohen Sanktionen. Zu dieser Gruppe zählen im Kreis fast 1000 Menschen. Für ihre Betreuung werden in Herford und Bünde eigene »U 25«-Teams gebildet. »Der Mitarbeiterschlüssel ist mit 1 zu 75 sehr gut«, sagt Baecker. Unter anderem werden ihnen 1,50-Euro-Jobs angeboten. 1300 dieser Arbeitsgelegenheiten will die Arbeitsgemeinschaft im nächsten Jahr an ALG II-Empfänger aller Altersstufen vermitteln. Dafür werden vier der zwölf Millionen Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik aufgewandt.
Auf Kritik stößt der vom  Bund abkassierte Aussteuerungsbetrag: Wenn die Agentur einen ALG I-Bezieher innerhalb eines Jahres nicht in einen Job vermitteln kann und dieser in ALG II abrutscht, muss die Agentur dem Bund 8000 bis 9000 Euro pro Fall zahlen - Beitragsgelder der Arbeitgeber und -nehmer. »Diese Regelung sollte noch einmal überdacht werden«, sagt Baecker.
Landesminister Dr. Axel Horstmann informierte sich jetzt vor Ort über die Einführung des ALG II. Er zeigte sich vom Fortschritt der Arbeit beeindruckt und ist überzeugt, dass sich die Reformen positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken werden.

Artikel vom 24.11.2004