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»Es kommt eine Menge zurück«

Serie: »Helden von nebenan« -ÊGerda Lünstroth hilft im Seniorenheim

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Es riecht nach Weihnachten. Gerda Lünstroth (69) greift mit harzverklebten Händen einen Tannenzweig und steckt ihn auf dem schlichten Strohkranz fest. Dass ihr der Nachschub nicht ausgeht -Êdafür sorgen die Seniorinnen des Katharina-von-Bora-Hauses.

Seit neun Jahren hat die Versmolderin einen Vormittag in der Woche fest für die Seniorinnen reserviert. Für die Frauen ist sie eine liebgewonnene Helferin -Êund für den VERSMOLDER ANZEIGER eine »Heldin von nebenan«.
Dass sie sich ehrenamtlich für die Bewohner des Seniorenzentrums engagiert - darum möchte Gerda Lünstroth eigentlich kein großes Aufheben machen. Jeden Montag mit den Seniorinnen zu basteln, mache ihr einfach Spaß, erzählt die Versmolderin - und greift zum nächsten Tannenzweig, den ihr Magdalena Sogalla schon zurechtgeschnitten hat.
Normalerweise sind es nicht Tannenzweige, sondern Wolle, mit denen sich die Frauen im »Bastelraum« im Wohnbereich 3 am liebsten beschäftigen. Am Montag vor dem ersten Advent ist das Stäbchenweben jedoch tabu. Denn schließlich fehlt es auf den Stationen, in der Tagespflege und im Eingangsbereich noch an der passenden festlichen Dekoration. Und dafür ist die gesellige Bastelrunde zuständig, in der nicht nur gewerkelt, geschnitten und geschmückt, sondern auch erzählt wird. »Dabei kommen Erinnerungen auf, und darüber sprechen wir natürlich.«
Auch beim Stäbchenweben, wenn die Frauen bunte Wollfäden zu einem Muster verweben, wird geplaudert -Êund Gerda Lünstroth weiß, worum es geht,Êkennt sie doch viele Leute und Dönekes, um die es geht. Die fertigen Webstücke »veredelt« Gerda Lünstroth daheim noch mit Stoffresten zu kleinen, bunten Taschen. Die Seniorinnen tragen sie gerne selbst oder verschenken sie an ihre Enkelkinder, Urenkelchen oder an Kindergruppen, die zu Besuch kommen. »Für die Seniorinnen ist es immer besonders schön, wenn sie sehen, dass das Ergebnis ihrer Arbeit anderen gefällt.«
Mitmachen in der Bastelrunde kann jeder. Auch wenn es mit der Fingerfertigkeit nicht mehr so gut klappt. »Die Handbewegung beim Stäbchenweben kennen die Frauen noch von früher vom Stopfen. Und wer nicht mehr so gut sehen kann, hilft beim Garn wickeln oder schaut einfach zu.«
Dass sie nicht nur zuschauen, sondern selber etwas machen möchte, war Christa Lünstroth vor knapp zehn Jahren klar, als sie einen Aufruf in der Zeitung las. Seitdem ist sie -Êwie viele andere - im Katharina-von-Bora-Haus ehrenamtlich im Einsatz. »Es kommt viel von den Seniorinnen zurück«, sagt die 69-Jährige. Am kommenden Freitag besucht sie mit den Seniorenheim-Bewohnern das Heimatmuseum - denn auch im Heimatverein Versmold ist die 69-Jährige aktiv.
»Ohne Ehrenamtliche wie Frau Lünstroth könnten wir nicht so viele Angebote machen«, betont Karin Wehmeyer vom Begleitenden Dienst. Wer helfen möchte - vorlesen, Spaziergänge machen oder eine Handarbeitsgruppe ins Leben rufen - erreicht sie unter % 0 54 23 / 96 32 21.

Artikel vom 24.11.2004