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Ende eines Großprojektes

Nach nahezu 40 Jahren Flurbereinigungsverfahren in Vehlage beendet


Von Stefanie Westing
Vehlage (WB). »Was lange währt, wird endlich gut«, sagt der Volksmund. Auch Bruno Cramer, Leiter des Amtes für Agrarordnung in Bielefeld, benutzte gestern diese Worte, als das Flurbereinigungsverfahren Vehlage abgeschlossen wurde. Eingeleitet am 20. Mai 1965, hat es nahezu 40 Jahre gedauert, bis die ursprünglich 1049 Hektar große Fläche bearbeitet worden ist.
Trotz der langen Dauer können die Vehlager von Glück reden, dass das Verfahren überhaupt abgeschlossen wurde - viele wurden nämlich zwischenzeitlich eingestellt. Insgesamt beliefen sich die Kosten in Vehlage auf 3,46 Millionen Euro, wobei die tatsächlichen Ausführungskosten 2,13 Millionen Euro betrugen, die zu 80 Prozent bezuschusst wurden.
»Viele der jungen Bewohner und Landwirte wissen nicht mehr, wie es früher hier ausgesehen hat. Vieles ist erst durch die Flurbereinigung möglich geworden«, sagte Cramer im Gasthaus Rose, wo sich der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft Vehlage zum Abschluss traf. Alles in allem könne man in Vehlage von einer sehr guten, intakten Landschaft mit vielen ökologischen Nischen sprechen, resümierte er.
Planungsdezernent Hans-Heinrich Hölscher, der seit 1996 die Verantwortung trug, nannte Zahlen und Fakten und erinnerte an die Gründe für die Einleitung des Verfahrens: Zusammenlegung des zersplitterten und unwirtschaftlich geformten Grundbesitzes; Neuordnung und Verbesserung des unzureichenden Wegenetzes; Verbesserung der mangelnden Befestigung vorhandener Wege; Neugestaltung des Gewässernetzes; Flächenbereitstellung für den Ausbau der Großen Aue; Gemeindegrenzregulierung. 354 Eigentümer in einem Gebiet von vier Kilometern Nord-Süd- und dreieinhalb Kilometern Ost-West-Ausdehnung waren beteiligt.
Im Rahmen des Verfahrens wurden unter anderem die L 766 und L 770 verbreitert, die K 82 wurde ebenso verbreitert, außerdem wurden die Kurven gestreckt. Mit Blick auf das Gewässernetz wurde eine Dränvorflut für die staunassen Flächen geschaffen. »Die Landschaftsgestaltung verfolgte im Wesentlichen die Ziele der Haltung und Entwicklung der Landschaft«, erinnerte Hölscher. »Die Anlage von Feldgehölzen, hofnahen Gehölzbeständen, Hecken, Baumreihen und Gruppen sowie Einzelbäumen dient zur Erhaltung und Sicherung der ökologischen Vielfalt.« Erhalten und geschützt worden seien ökologisch wertvolle Kleinbiotope wie die Röthekuhlen.
Die ersten Ausbaumaßnahmen der Gewässer begannen im Jahr 1981, die letzten - Waldwege am Kleihügel - wurden 1999 abgeschlossen. Insgesamt wurden 4,2 Kilometer Wege ausgebaut, aber auch 600 Meter eingezogen.
Nicht immer einfach war die Grundstücksneuordnung - insgesamt sind etwa 60 Widersprüche erhoben worden, die zum großen Teil einvernehmlich ausgeräumt wurden. Drei Eigentümer erhoben Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster, wobei über die letzte erst 2002 entschieden wurde.

Artikel vom 24.11.2004