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Sprache für das moderne Wohnen

Kunsthalle zeigt Möbel und Design von Alvar und Aino Aalto

Bielefeld (uj). Rahmen aus gebogener schichtverleimter Birke, Sitzflächen aus Gurtgeflecht. Wer beim »Easy chair« Ikea assoziiert, liegt gar nicht so daneben. Die schlichte, freischwingende Form aus wohnlichen Materialien könnte in der Tat dem klassischen Sortiment des schwedischen Möbelgiganten entsprungen sein. Gleichwohl handelt es sich bei besagtem Liegestuhl mit der kühlen Bezeichnung »43« um einen Möbelklassiker von Alvar und Aino Aalto.

Die Kunsthalle Bielefeld widmet dem finnischen Designer-Paar von Sonntag an, 28. November, eine umfassende Ausstellung. Rund 250 Möbel, Vasen und Lampen werden vor dem Hintergrund ausgewählter Zeichnungen und besonders »sprechender« historischer Fotografien gezeigt. Sämtliche dreidimensionalen Werke stammen aus der Sammlung von Christina und Bruno Bischofberger, Zeichnungen und Dokumente wurden von der Aalto Foundation in Finnland zur Verfügung gestellt.
Von 1929 an entwickelten die Aaltos eine einzigartige, bis heute international verbindliche Sprache für das moderne Wohnen. Sämtliche Stühle und Sessel wurde zunächst vor dem Eindruck der Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer entwickelt. »Was die Kinder des Paares zu Hause spielend verwendeten, versuchten die Erwachsenen für Paimio in Holz zu imitieren und schließlich formal zu überwinden«, bemerkt Kunsthallen-Leiter Dr. Thomas Kellein.
Alvar Aalto gelang es nach einer Reihe von Experimenten, Schichtholz aus Buche so in Schlaufenformen zu biegen, dass sein berühmtestes Möbel, der Paimio-Stuhl von 1932, entstehen konnte. Die weiche, wellenförmige Anmutung und elegante Formgebung wurde in den Folgejahren auf zahlreiche weitere Sitzmöbel, Tische und Accessoires ausgedehnt.
Bruno Bischofberger, einer der größten Kunsthändler und Galeristen Europas, hat seit Beginn der 80er Jahre eine einmalig vollständige Sammlung der Werke Aaltos zusammengetragen. Kellein: »Nicht einmal das Aalto-Museum in Finnland besitzt solch eine umfassende Sammlung.« Persönliche, noch aus der Schweiz stammende Kontakte Kelleins zum Kunstliebhaber Bischofberger ermöglichen es, die wichtigsten Werke der Sammlung nun in Bielefeld präsentieren zu können. Sie füllen den gesamten Johnson-Bau aus und werden durch Werke aus der eigenen Sammlung vom Bauhaus bis zu Alexander Calder ergänzt. Im Dezember erscheint ein ausführlich bebilderter, an Dokumenten reicher Katalog in deutscher und englischer Sprache.

Alvar und Aino Aalto. Möbel und Design. Sammlung Bischofberger. Vom 28. November bis 27. Februar, Kunsthalle Bielefeld. Eröffnung: Sonntag, 11.30 Uhr.

Artikel vom 25.11.2004