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Schöner Chor in
neuem Gewand

Brillianz an der Klaßmeyer-Orgel

Halle-Hörste (WB). Eine Stunde Besinnlichkeit präsentierte der ökumenische Kirchenchor am Sonntag rund 80 Besuchern in der Hörster Kirche. Das geistliche Konzert »Wohin soll ich mich wenden« wurde durch Heike (Sopran) und Hans-Werner Groß (Organist) erstklassig abgerundet.

Zwei Raritäten und ein Publikumswunsch sorgten für großen Applaus. So hatten sich die Chorsänger, die bei diesem Konzert erstmals in neuer Aufmachung erschienen, bei dem Publikumswunsch um sechs Jahre zurückbesonnen. Damals führten sie erstmals die »Messe Brevi« in C-Dur von Charles Gounod in bewährter harmonischer Einstimigkeit auf. Das sowohl kraftvolle, als auch besinnliche Werk begeisterte seither die Hörster so sehr, dass es immer wieder verlangt wurde. Nun kam Chorleiter Ulrich Brauckhoff dem Wunsch nach - wiederum mit großem Erfolg.
Allerdings lebte dieses Konzert auch von wahren Raritäten aus dem Bereich der geistlichen Musik. Ihre Umsetzung oblag Sängerin Heike Groß, die ihren warmen volltönenden Sopran durch das Kirchenschiff schickte. Mit Peter Cornelius' »Vater unser« gab sie zunächst einem Gebet eine neue musikalische Perspektive. Strophisch wurden hier Gedanken zu den einzelnen Zeilen des Gebets ausgebreitet, jeweils stilistisch an die Text-Interpretation angepasst und mit viel Gefühl vorgetragen ein wahrer Hochgenuss.
Das »Pianto della Madonna« (Marienklage) von Claudio Monteverdi setzte hingegen das Bild der Pietá in Musik um. Heike Groß erweiterte dieses Bild noch zusätzlich: Sie hatte das lateinische Stück für die Hörster ins Deutsche übersetzt und als Lesetext mitgegeben. So verdienstvoll dies für das Verständnis war, so ergaben sich doch gesanglich einige unerfreuliche Haken. Vielleicht, so dachte man sich an so manchen Übergängen und übergebühr beschleunigten Mehrsilbern, hätte das Original die Stimmung besser eingefangen.
Begleitet wurden Chor und Solisten von Hans-Werner Groß an der Klaßmeyer-Orgel, die auch zwei Instrumentalstücken ihre typische Färbung gab. Passte sich Mendelssohns »Adagio« aus der Orgelsonate in f-moll hier sehr organisch in die getragene und sehr innerliche Atmosphäre ein, so überraschte doch Mozarts Orgel-Fantasie in d-moll. Dieses Stück mit den fast schon an Jahrmarktgetümmel erinnernden tänzerischen Läufen schien dem Ewigkeits-Sonntag nicht recht angemessen, obwohl sie in der drängelnden kreisenden Art dem Motto »Wohin soll ich mich wenden« durchaus gerecht wurde. Eische Loose

Artikel vom 24.11.2004