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Rund um die Uhr Catan besiedelt

Marathonpartie mit vier Mannschaften - Zum zehnten Mal: »Spielewelt in Bielefeld«

Von Sabine Schulze(Text)
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). So richtig ausgeschlafen war am Samstagnachmittag keiner der »Pfeffersäcke«. Schließlich lagen bereits sieben Partien, 19 Stunden spielen und eine wenig erholsame Nacht hinter ihnen. Aber wer beim ersten und vermutlich einmaligen Turnier »Die 24 Stunden von Catan« dabei sein wollte, musste eben Stehvermögen beweisen.

Zum zehnten Mal hieß es am Wochenende in der Ravensberger Spinnerei »Spielewelt in Bielefeld«, erneut richteten der Verein Spielwiese und die Volkshochschule die Messe, bei der ausgiebig alte und neue Spiele probiert und getestet werden durften, aus. Das Motto lautete in diesem Jahr »Die Siedler von Catan«: Vor zehn Jahren kam dieses Brettspiel aus der Feder von Klaus Teuber (der am Sonntag zur Autogrammstunde kam) auf den Markt, mehr als fünf Millionen mal ist es mittlerweile weltweit verkauft worden, und noch immer ist es ein Renner.
Das kleine Siedler-Jubiläum war Anlass für eine Marathonpartie, zu der sich zahlreiche Teams angemeldet hatten. Ausgewählt wurden vier Mannschaften: »Die Pfeffersäcke« aus Hamburg, »Die Drei Phantastischen Vier« aus Berlin, »Die Herforder Landwirte« und, eigens in acht Stunden aus dem österreichischen Tirol angereist, »Die Einsiedler«. Jeweils vier »Mann« bildeten ein Team, von dem ab Freitagabend immer einer am Brett war, während die anderen pausieren durften oder die Chance nutzten, sich irgendwo in der RaSpi aufs Ohr zu legen.
»Das Interessante an dem Spiel ist, dass es so variabel ist«, erklärt »Pfeffersack« Peter Wenzel. Ein weiterer Reiz: Jeder ist immer dran, auch wenn er nicht am Zug ist: »Denn man sollte dauernd mit seinen Mitspielern handeln«, sagt Kollege Jörg Harbke, hinter dem am Samstagnachmittag bereits zwei Partien liegen. »Die eine habe ich von 22.30 bis 1.30 Uhr gespielt und die andere heute morgen von etwa 6.30 bis 10.30 Uhr; die zog sich hin.«
Siegreich waren am Ende die »Landwirte« aus Herford um Sascha Diekhöner. Aber auch die anderen Teams waren mehr als zufrieden: Schließlich waren sie bei einem besonderen Event dabei.
Mit dem Siedler-Turnier allein war es am Wochenende aber nicht getan: Am Sonntag wurden in Zusammenarbeit mit dem 1. Westfälischen Monopoly-Club Lübbecke die Westfälischen Monopoly-Meisterschaften ausgetragen. Mit dabei war der amtierende Deutsche Meister und Vize-Weltmeister Hans-Günther Meyer aus Bünde. »Gegen einen Spezialisten wie ihn kann man kaum gewinnen«, meint Andreas Mutschke, Vorsitzender des Vereins Spielwiese. Denn nur mit Würfelglück ist es auch beim Klassiker Monopoly nicht getan. Dennoch: Meyer wurde »nur« Dritter, sein Sohn Steffen (11!) errang den Sieg. Auf Platz zwei: Dennis Behnke (22) aus Bielefeld.
»Insgesamt kann man einen Trend zu anspruchsvolleren Gesellschaftsspielen feststellen«, sagt Mutschke. Die Spiele verlangen mehr Strategie (aktuelle Renner: »St. Petersburg« und »Puerto Rico«) und sie sind sehr schön gestaltet. Preiswert sind sie deshalb nicht. »Aber die 'Spielewelt', vor zehn Jahren vor allem als Plattform für die kleinen Verlage ins Leben gerufen, bietet ja auch die Möglichkeit, sie zu testen und so einen Fehlkauf zu vermeiden.«
Davon machten die etwa 4 500 Besucher am Wochenende regen Gebrauch und bestätigten die These von Mutschke, dass Computer, Game Boy und Playstation das klassische Gesellschaftsspiel nicht verdrängen können.
Freunde des Kleinteiligen kamen auch auf ihre Kosten: In der ersten Etage durfte gepuzzelt werden. Und wer drei zusammenhängende Teile eines 9000er-Puzzles fand, durfte einen Preis mit nach Hause nehmen. Ganz neu auf dem Markt: Puzzle-Bälle aus Kunststoffteilen.

Artikel vom 15.11.2004