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Zu seinem 60. Gebrtstag hat er sich einen Apfelbaum gewünscht. »Der passt noch in unseren Garten,« sagt Wolfgang Brinkmann, räumt aber gleichzeitig ein: »Viel tue ich dort nicht - und wenn, dann ausschließlich auf Anweisung meiner Frau.« Eigentlich habe er den »runden« Geburtstag gar nicht feiern wollen, sagt er. Jetzt gibt es ein offizielles Fest in der Werkschau. Und ein privates. Wolfgang Brinkmann: »Ich habe meine Ummelner Nachbarn zu einer Fahrt mit der Partybahn kreuz und quer durch Bielefeld eingeladen.«
Er selber fahre »häufiger mal Bahn: in die Innenstadt oder nach Sieker«. Der Stadtwerke-Geschäftsführer gibt aber auch zu: »Wann ich zuletzt Bus gefahren bin - daran kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern.« Als Jugendlicher habe er oft sein Busgeld gespart. Brinkmann: »Ich bin getrampt - damals ging das noch.«
1995 als »Neuer« auf dem Stadtwerke-Chefsessel sei er »kritisch beäugt« worden, aber er habe sich intensiv eingearbeitet und sagt heute: »Vielleicht war es ein Vorteil, dass ich von außen gekommen bin.« Er habe von Anfang an beweisen wollen, dass sich die Stadtwerke im Wettbewerb bewähren könnten und er lobt die »Dynamik im Unternehmen«.
Nach seiner langen kommunalpolitischen Tätigkeit verfolge er natürlich, was sich in Rat und Ausschüssen tut. Zu den wichtigsten Projekten, die während seiner eigenen Ratsmitgliedschaft beschlossen worden seien, zählt Brinkmann, vielleicht ein wenig auch aus der Sicht des Stadtwerke-Geschäftsführers, den Bau der Müllverbrennungsanlage und den der Stadtbahn bzw. die Verlängerungen der Strecken.
Ärgern kann er sich dagegen über den Jahnplatz-Umbau oder die Stadtbahnrampe »genau vor Rathaus und Stadttheater«. Brinkmann: »Als Kommunalpolitiker muss man den Fachleuten aber Vertrauen schenken.«
Als er die Kommunalpolitik zu Gunsten des Geschäftsführer-Postens an den Nagel gehängt hat, habe seine Frau große Hoffnung gehabt, dass er häufiger zu Hause sein werde, aber: »Ich bin oft unterwegs, aber es wird in einem Unternehmen insgesamt doch effektiver gearbeitet als in politischen Gremien.«
Er habe große Hochachtung vor ehrenamtlich tätigen Politikern und findet: »Kritik an ihnen ist meist unangebracht. Eigentlich wäre mehr Würdigung angebracht, schließlich setzen sich die Frauen und Männer in ihrer Freizeit für ihre Stadt ein.« Er habe nie den Wunsch gehabt, für den Landtag oder den Bundestag zu kandidieren. Wolfgang Brinkmann: »Ich wollte kein Berufspolitiker werden, mich nicht von der Politik abhängig machen.«
Bevor er morgens ins Büro fährt, joggt Wolfgang Brinkmann gemeinsam mit seiner Frau. 30 Minuten lang. Seit 35 Jahren. Brinkmann schmunzelt: »Als ich mit 25 damit angefangen habe, war das Joggen ja noch nicht erfunden und deshalb bin ich gern gelaufen, wenn es noch dunkel war. Da hat mich wenigstens niemand komisch angesehen. . .«
Er lese gern (»Nicht nur Akten«), höre gern klassische Musik, gehe ins Theater. Eine echte Leidenschaft sei Arminia Bielefeld. Wolfgang Brinkmann: »Ich gehe zu den Heimspielen - egal, in welcher Liga die Arminia nun gerade spielt.« Er selbst führt seine Fußballbegeisterung auf den WM-Titel für Deutschland 1954 zurück: »Ich war ein Steppke, habe mich von der Euphorie anstecken lassen.«
Wenn der Aufsichtsrat ihn erneut zum Geschäftsführer wählt, wenn die Gesundheit mitspielt, dann kann sich Brinkmann durchaus noch die nächsten Jahre an der Spitze der Stadtwerke vorstellen: »Ans Aufhören habe ich noch nicht gedacht.« Da ist schließlich das neue Energiewirtschaftsgesetz mit der Trennung des Netzbetriebes von den Stadtwerken. Und er stehe für die mehrheitlich kommunal getragene Unternehmensgruppe Stadtwerke Bielefeld.
Er freut sich: »Als ich hier bei den Stadtwerken angefangen habe, gab es nur Abnehmer, heute gibt es für uns nur noch Kunden.«

Artikel vom 06.11.2004