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Komik ist in der kleinsten Maske

Die Clownin »Elaisa« Schulz wendet ganz alltägliche Dinge ins Komische

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Mit den Clowns kamen die Tränen, unkte einst der Trivialromancier Simmel. Mit dieser Clownin dagegen hält erst einmal der Frohsinn Einzug in unseren Herzen: Elisabeth »Elaisa« Schulz nimmt das Publikum - jung und alt - mit auf »Louisas Reise ins Glück«.

Die rote Nase ist die kleinste Maske der Welt, sagt man in clownesken Kreisen, also malt sich Elaisa Schulz (lichte Höhe: 155 Zentimeterchen) erst einmal das Näschen an. Darauf in das entzückende Kleidchen mit den blauen, gelben und grünen Pünktchen (»ein Erbstück aus den 50ern«) geschlüpft. Die Schühchen geschnürt, das Kinderwägelchen geschnappt - frisch und fröhlich ausstaffiert, geht Louisa den Alltag »zwischen Sauerkraut und Milchreis« begrüßen.
»Ich wollte schon als Kind auf die Bühne«, erzählt die 51-Jährige aus Bad Oeynhausen, die vor 31 Jahren Bielefeld zu ihrem Lebensmittelpunkt erkor, mittlerweile gemeinsam mit Mann und Tochter. Den Beamtenstatus gab die Lehrerin auf, um ihre Kreativität auszuleben. »Anfang der 90er kam die Clownerie hinzu« - mittlerweile lebt Elaisa Schulz von ihrer Arbeit, was nicht ganz einfach ist . . .
Immerhin: Auf der Insel Föhr, in der Großstadt Hamburg gar, hat »Louisa« bereits den Kinderwagen auf die Bühne geschoben, das Foto vom meist abwesenden Seemann Paul zurechtgerückt und darüber räsoniert, wie und wo das Glück zu finden sei. »Nit möööglich!«, würde Clown Grock sich wundern - denn das Glück liegt in uns selbst. Paul bleibt dabei auf der Strecke, was ein bisschen nach Frauenpower riecht, aber bei der Premiere von Louisas Glücksreise, jubelten die Kinder im Saal so laut, dass Elaisa Schulz beschloss, ihre frohe Botschaft fortan altersunabhängig zu verkünden.
Das 70-minütige Programm, das an diesem Samstag (20 Uhr) und Sonntag (16 Uhr) in der Theaterwerkstatt Bethel (Handwerkerstraße 5) live zu erleben ist, entstand nicht in einem Rutsch, sondern als Patchwork spontaner Ideen. Kein Text-Korsett schnürt das Stück ein - »ich bin offen für Reaktionen aus dem Publikum.«
Da spricht das Improvisationstalent aus Elaisa Schulz, die auch als ein Drittel im »Trio Kek« und als knolliger Erdapfel »Pomm dä tärr« Stadtfeste humoristisch vergoldet. Und im Lulo-Ensemble (mit Christine Ruis) tritt sie im Stil der Marlene Jaschke auf: Frech und skurril reitet sie jedes (vorgegebene) Thema nach Absurdistan.
Humor? Sowieso. Menschenkenntnis wiederum erleichtert jeden Auftritt ungemein. »Ich muss stets kontrollieren, wie stark ich meine Gefühle auslebe«, sagt Elaisa Schulz. Wenn die Clownin zuviel weint, könnten Kinder das für bare Münze nehmen, und alle Komik wäre perdü. Immer nur lachen, darf Louisa auch nicht, das verwässert die ernste Botschaft.
Außerdem, wer hätte das gedacht, ist die Clownerie ein schweißtreibendes Metier. In den auf fünf Wochenenden verteilten Kursen im SOBI an der Gustav- Adolf-Straße 17 zeigt Elaisa Schulz, wie man sich auf der Bühne bewegt. »Dazu muss man den umgebenden Raum ÝfühlenÜ und den eigenen Körper beherrschen«, erklärt die Künstler-Pädagogin. Im Klartext: Kraftübungen, bis die Muskeln schlottern.
Wie setzt man sich am kompliziertesten auf ein Stuhl? Elaisa Schulz macht's vor, und das Publikum jubelt. Gewiss haben auch Sie einen Nachbarn, der von morgens bis abends sein blitzblankes Auto noch blanker wienert - ein gefundenes Fressen für unsere Clownin: »Die kleinen Dinge des Alltags werden auf der der Bühne plötzlich riesengroß.« Wenn zwei Clowns einander guten Tag sagen, johlt der Saal - oder die Rotnasen haben irgendwas falsch gemacht.
Elaisa Schulz möchte unsere Herzen anrühren: »Die Clownin soll Freude ins Leben bringen - Probleme haben wir schon genug!« Wer die Künstlerin buchen oder einen der letzten freien Plätze im nächsten Clownsseminar (Beginn: 3. Dezember) füllen möchte - bidde särrrr: 05 21 / 17 25 01 oder im Internet unter
www.elaisa-schulz.de

Artikel vom 06.11.2004