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Harte Zeiten für Arminias Torhüter

DSC-Amateure schon mit 30 Gegentreffern - Mittelfeldmann Grieneisen fällt für Wochen aus

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Am Dienstag vor dem Spiel waren sie noch alle zusammen zum Bowling gegangen. »Um den Zusammenhalt zu fördern«, wie Ronny Kockel betonte. Doch am Samstag, als es in Düsseldorf darauf ankam, fiel seine Mannschaft auseinander. Arminia Bielefelds Amateurtorwart war einer der wenigen Lichtblicke, Kockel hielt beim Regionalliga-1:3 des DSC im Paul-Janes-Stadion, was zu halten war.

»Ziemlich frustrierend« fand der DSC-Torwart, vor der Saison vom Oberligisten VfV Borussia Hildesheim zur Arminia gewechselt, die Art und Weise, wie Bielefelds Niederlage zu Stande kam. »25 Minuten haben wir die Fortuna an die Wand gespielt und dann ging plötzlich nichts mehr«, vermisste der 28-Jährige nach dem Düsseldorfer Doppelpack (29./31.) das Bielefelder Aufbäumen.
Während andere in der Mannschaft ein offensichtliches Problem mit ihrem Nervenkostüm haben, demonstriert Kockel Spiel für Spiel die Souveränität, die man von einem routinierten Torhüter erwartet. Nicht einmal, als der Keeper ab der 46. Minute den Fortuna-Mob im Rücken hatte, ließ er sich aus der Ruhe bringen. Den anfänglichen Anfeindungen der rot-weißen Fanatiker hielt er stand.
Zwar ließ er sich dann doch ein paar Mal dazu verleiten, sich entgegen üblichen Torwartverhaltens zu den gegnerischen Anhängern umzudrehen. Doch wenn's vor seinem Tor brenzlig wurde, war auf Kockel Verlass. Der Keeper: »Nachher waren doch die ganzen Düsseldorfer Fans auf meiner Seite. Die hatten gemerkt ÝHoppla, der kann ja doch wasÜ.«
Dennoch: Den gegnerischen Anhängern vorhandenes Talent zu beweisen ist angesichts Arminias Abrutschens auf einen Abstiegsplatz ein schwacher Trost.
Dabei hätte alles ganz anders kommen können. Wäre doch nur der ärgerliche Handelfmeter nicht gewesen, den Andre Grunwald verursachte. »Wo soll er die Hand denn hinnehmen?«, nahm Kockel den Bielefelder Pechvogel in Schutz. Und machte anderen den Vorwurf, nicht zuvor schon die Entscheidung herbeigezwungen zu haben: »Hätten wir nach Looses Führungstor das 2:0 nachgelegt, wären die Düsseldorfer doch gar nicht mehr aufgestanden.«
Was der Keeper ebenfalls nicht nachvollziehen konnte: »In der Kabine haben wir uns in der Halbzeit eingeschworen und fest vorgenommen, den Düsseldorfern richtig Paroli zu bieten. Und dann haben die nach ein paar Sekunden schon das sichere 3:1 auf dem Fuß. Das kann doch nicht sein.« Kockel spielte auf die Szene in der 46. Minute an, als sich drei angreifende Fortunen einem Abwehrspieler und Arminias Torwart gegenübersahen, die riesige Möglichkeit aber leichtfertig vertändelten.
»Zehn Gegentore in den letzten drei Spielen sehen ziemlich blöd aus. Wer nur auf die Tabelle guckt, fragt sich, wen die Arminen denn im Tor haben«, befürchtet Kockel nicht zu Unrecht. Dass er trotzdem zu den Leistungsträgern gehört, ist Außenstehenden schwer vermittelbar. Eine bittere Erfahrung, die auch schon Kockels Torwart-Teamgefährte Dennis Eilhoff machen musste. Trotz guter Leistungen in den Spielen in Kiel und gegen Hamburg kassierte Eilhoff acht Gegentore. Kaum zu glauben. 30 Treffer fing sich der DSC - der Ligaspitzenwert.
Ronny Kockel warf bei seiner Spielanalyse die berechtigte Frage auf, ob seine Vorderleute den gegnerischen Torwart über die 90 Minuten nicht viel zu wenig beschäftigt hatten. Und gab sich selbst die Antwort: »Der Carsten Nulle hat sich doch nicht ein Mal schmeißen müssen.«
Dass sich Arminia Bielefelds Situation in Kürze entspannt, ist nicht abzusehen. Bei Henning Grieneisen, Leistungsträger im Amateur-Team, wurde als Folge eines Trainingsunfalls gestern eine schwere Innenbandzerrung im linken Knie diagnostiziert. Ihm steht eine drei- bis vierwöchige Zwangspause bevor.

Artikel vom 26.10.2004